Zum Stand der Handballnachwuchsförderung in Deutschland. Eine Analyse ausgewählter Aspekte für den männlichen Bereich

Es gibt wenige spezifische wissenschaftliche Befunde zur Nachwuchsförderung im deutschen Handball. Grundlegendes Ziel dieser Arbeit war es daher, ausgewählte Aspekte der Nachwuchsförderung im deutschen Handball auf Funktionalität, Effektivität und ihren Zusammenhang mit sportlichen Leistungen im Erwachsenenalter zu untersuchen. Es wurden die Auswirkungen von Trainingsumfängen und Trainingsbeginn in der Handballnachwuchsförderung auf die spätere Leistungsfähigkeit überprüft und mit den vom Deutschen Handballbund (DHB) in seiner Rahmentrainingskonzeption angegebenen Empfehlungen verglichen. Neben diesen Aspekten wurden Effektivität und Funktionalität des Kadersystems sowie die Förderung im Verbundsystem Schule-Leistungssport im deutschen Nachwuchshandball untersucht. Der Zusammenhang zwischen juvenilen Wettkampfleistungen und späterer Leistungsfähigkeit war ebenfalls Unter- suchungsgegenstand. Als Grundlage der Fragestellungen dienten neben allgemeinen wissenschaftlichen Befunden und Lehrbuchmeinungen zur sportlichen Nachwuchsförderung strukturelle Vorgaben und Empfehlungen der Sportverbände. Die Daten zur Klärung der Fragestellungen wurden durch eine schriftliche retrospektive Befragung von aktiven männlichen Handballern (n - 209) heterogener Leistungsklassen erhoben. Es zeigte sich, dass ein frühzeitiger Trainingsbeginn, hohe Trainingsumfänge im Kindes- und Jugendalter, die Einbindung in ein Verbundsystem Schule-Leistungssport, die Mitgliedschaft in einem Leistungskader und das Absolvieren von Wettkämpfen auf höchstem Niveau die Leistungsentwicklung positiv beeinflussen. Werden diese Merkmale nicht erfüllt, ist dies jedoch nicht mit dem Ausbleiben späteren sportlichen Erfolgs gleichzusetzen. Weiterhin stellte sich heraus, dass die Mindestempfehlungen des DHB bezüglich der Trainingsumfänge bei Weitem nicht erreicht werden. Die Verbundsysteme Schule-Leistungssport mit Schwerpunkt Handball scheinen gut zu funktionieren und arbeiten effektiv. Der Kaderförderung im deutschen Handball lässt sich anhand der gewonnenen Ergebnisse ebenfalls eine hohe Funktionalität und Effektivität bescheinigen. Die in Leistungskader aufgenommenen Spieler erfüllen die in sie gesteckte Erwartung an eine spitzensportliche Karriere in fast allen Fällen, und die sportartenübergreifend hohen Diskontinuitäten in der Kaderförderung lassen sich für den Bereich Handball nicht bestätigen. Die Ergebnisse belegen, dass die Qualität der Nachwuchsförderung - in Referenz zu älteren Arbeiten - zugenommen hat, jedoch für die einzelnen Aspekte weiterer Forschungsbedarf besteht.
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Schlagworte: Nachwuchsleistungssport Handball männlich Deutschland Förderung
Notationen: Nachwuchssport Spielsportarten Leitung und Organisation
Veröffentlicht in: Leistungssport
Veröffentlicht: 2011
Ausgabe: 41(2011)4, S. 28-32
Jahrgang: 41
Heft: 4
Seiten: 28-32
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch