Kommunikation als Herausforderung. Eine theoretisch-empirische Studie zur Trainer-Athlet-Kommunikation im Spitzensport

Zwischen Spitzensportlerinnen und -sportlern und ihren Trainern entwickelt sich schrittweise ein besonderes Verhältnis. Resultierend aus den unterschiedlichen Rollen im täglichen Trainingsprozess und in Vorbereitung auf und während Wettkämpfen ergeben sich spezielle Anforderungen und Formen der Zusammenarbeit, die am gemeinsamen Ziel sportlicher Spitzenleistungen ausrichtet sind. Der Trainer muss als Wissensexperte in einer Vielzahl von Fachgebieten (wie der allgemeinen und der sportartspezifischen Trainingswissenschaft oder der Sportmedizin) den Prozess der Leistungsentwicklung planen und steuern, muss die betreuten Sportler von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges überzeugen, muss zu ihnen ein sehr enges und weitreichendes Vertrauensverhältnis aufbauen, ohne dass sich die Sportler ihren Trainern ausliefern. Die Sportlerinnen und Sportler sollen verstehen, weshalb ein bestimmtes Training angesetzt wird, was mit den Trainingsmitteln erreicht werden soll oder was von ihnen in diesem Prozess erwartet, ja verlangt wird. Sie müssen den Trainern vertrauen, gerade auch in den unterschiedlichen Drucksituationen, die immer wieder im Training und Wettkampf auftreten. Die Sportler (wie auch die Trainer!) sollen ihren Trainingsprozess aber auch kritisch reflektieren und Rückmeldungen an die Trainer geben, die diese gestatten, erwarten oder auch einfordern, um den nächsten Trainingsabschnitt individuell planen bzw. steuern zu können. Dabei bewegen sich beide Partner nicht selten in neuen Bereichen, in individuellen Grenzbereichen, die mit bis dahin unbekannten physischen und psychischen Herausforderungen verbunden sind. Damit all das gelingt, kommt der Kommunikation zwischen Trainern und Sportlern eine herausragende Bedeutung zu. Erfolgreiche Trainer im Leistungssport beherrschen deshalb sowohl ihr trainingswissenschaftliches Handwerk, sind aber auch exzellent in der Lage, Sportlerinnen und Sportlern unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichem sportlichen Leistungsniveau ihr Wissen zu vermitteln. Was bedeutet das aber im leistungssportlichen Trainings- und Wettkampfalltag? Welches sind die besonderen kommunikativen Herausforderungen, denen sich Trainer im Leistungssport gegenübersehen? Die Autoren dieses Forschungsprojekts haben sich bewusst dafür entschieden, ihre Untersuchungen (und dann auch die Präsentation der Ergebnisse) so anzulegen, dass einerseits ein sehr differenziertes Bild der Kommunikationsprozesse zwischen Trainern und Sportlern im Leistungssport entsteht, was aber auch sehr an der Praxis des Leistungssports orientiert ist, an den Themen, die typisch sind in der Kommunikation zwischen den Partnern und für die sie geeignete Wege finden müssen, um Planungen und Aufgaben, Probleme und Fehler miteinander zu besprechen und nach geeigneten Lösungen zu suchen. Die Liste der verschiedenen Teilthemen dieses Sammelbands verdeutlicht sehr anschaulich dieses Vorgehen. Natürlich ging es den Wissenschaftlern zu Beginn darum, einen theoretischen Rahmen für ihre Analysen zu schaffen und den in ein entsprechendes Forschungsdesign zu überführen. Aber schon die nächsten Themen sind Praxisthemen zu einer gelingenden Kommunikation, zum Wechselspiel zwischen dem das Training planenden und steuernden Trainer und dem trainierenden Sportler, in dem Vertrauen eine zentrale Rolle spielt. Die Autoren haben aber ebenso Möglichkeiten untersucht, wie diese Prozesse von beiden Partnern weiterentwickelt, verändert, angepasst werden können, um das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Die besondere Situation des leistungssportlichen Wettkampfs, mit dem sehr hohen Druck, der selbst, aber auch aus dem Umfeld aufgebaut und beherrscht werden muss, wird ebenso widergespiegelt wie die Aufgaben für beide Partner, in der Herausforderung der aktiven Beteiligung der Sportler an der Kommunikation. Im abschließenden Kapitel werden diese Ergebnisse dann auch zum Gegenstand der Diskussion gemacht, wie sie in die Traineraus- und -fortbildung integriert werden können. Themen der Teilberichte C. Borggrefe & K. Cachay: Kommunikative Anforderungen an Trainer im Spitzensport - Ein systemtheoretischer Analyserahmen C. Borggrefe & K. Cachay: Ein qualitatives Forschungsdesign zur Analyse der Trainer-Athlet-Kommunikation im Spitzensport S. Bahlke, C. Borggrefe & K. Cachay: "Soweit alles klar jetzt?" - Zum Problem gelingender Verständigung C. Borggrefe, K. Cachay & R. Dölling: Zwischen Macht und Vertrauen - Zum Problem der Steuerung C. Borggrefe & K. Cachay: "Ihr müsst da hingehen, wo es weh tut!" - Formen, Funktionen und Folgen moralischer Kommunikation im Spitzensport C. Borggrefe & K. Cachay: Konflikte in der Trainer-Athlet-Kommunikation - Formen, Funktionen und Möglichkeiten der Regulierung K. Cachay & C. Borggrefe: Kommunikation unter Druck - Anforderungen und Strategien wettkampfbezogener Trainer-Athlet-Kommunikation S. Bahlke, C. Borggrefe & K. Cachay - unter Mitarbeit von L. Ries: "Es dürfen gerne alle was sagen!" - Zur Bedeutung von Partizipation in der Trainer-Athlet-Kommunikation P. Ehnold, K. Cachay & C. Borggrefe:Vermittlung kommunikativer Kompetenzen in der Traineraus- und -fortbildung
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Schlagworte: Trainer Sportler soziale Beziehung Zusammenarbeit Stress Motivation Handball Hockey Trainingsplanung Training Wettkampf Beteiligung
Notationen: Theorie und gesellschaftliche Grundlagen Sozial- und Geisteswissenschaften
Tagging: Kommunikation
Veröffentlicht: Schorndorf Hofmann Verlag 2015
Schriftenreihe: Reihe Sportsoziologie
Seiten: 477
Dokumentenarten: Buch
Sprache: Deutsch
Level: hoch