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Inzidenzen und Risikofaktoren von Kreuzbandverletzungen im Profisport verschiedener Teamsportarten - Ein Vergleich zwischen Fußball, Handball, Basketball und Eishockey

Einleitung: Die Ballsportarten Fußball, Handball, Basketball und Eishockey zählen weltweit zu den populärsten Teamsportarten und erfreuen sich einer wachsenden Beteiligung, sowohl im Profi-, als auch Amateursportbereich. Gleichzeitig treten jährlich unzählige Verletzungen im Zusammenhang mit den jeweiligen Sportarten auf und sind für den Großteil der Sportverletzungen in Deutschland verantwortlich. Insbesondere unter professionellen Athleten lassen sich aufgrund der erhöhten Belastung vermehrt Verletzungen feststellen. Häufig wird dabei die Lokalisierung an der unteren Extremität und speziell am Kniegelenk beobachtet. Hier hat sich die Ruptur des vorderen Kreuzbandes (VKB) als besonders schwere Verletzung mit langen Ausfallzeiten, und hohen Kosten definiert. Umfassende vergleichende Untersuchungen zwischen den großen Teamsportarten mit Fokus auf VKB-Läsionen fehlen bisher in den deutschen Profiligen. Diese Arbeit vergleicht deswegen erstmalig die Profiligen im Fußball, Handball, Basketball, Eishockey im Herrensport und den Fußball im Frauensport in Hinblick auf Inzidenz und Risikofaktoren für vordere Kreuzbandrupturen. Methodik: Im Rahmen des "Deutschen Kreuzbandregisters im Sport" wurden in dieser prospektiven Kohortenstudie alle Vereine der jeweiligen Profiligen im männlichen und weiblichen Fußball, sowie männlichen Handball, Basketball und Eishockey vor Beginn der Datenerfassung und zu Beginn jeder Saison kontaktiert und über die Ziele der Untersuchung informiert. Medienbasiert wurden alle Kreuzbandverletzungen in den jeweiligen Spielklassen registriert und den entsprechenden Spieler/-innen, sowie Vereinsvertretern und Mannschaftsärzten der Fragebogen mit Fokus auf Anthropometrie, Spielsituation, Verletzungsmechanismus und Belastungs-, sowie Ablaufänderungen vor der Verletzung. Zur Berechnung der Verletzungsinzidenz in 1000 Stunden Sport wurde literatur- und medienbasiert die Trainings- und Spielbelastung in den jeweiligen Ligen ermittelt. Ergebnisse: Im Vergleich der professionellen männlichen Teamsportarten zeigte sich eine erhöhte Inzidenz im Fußball und Handball. Hier wurden insbesondere in den niedrigeren Profispielklassen häufiger Kreuzbandrupturen festgestellt. Direkte Kontaktverletzungen traten vor allem im Eishockey auf (83,3%), während im Fußball 42,9% der Spieler sich nach direktem Kontakt verletzte. Im Handball und Basketball hingegen dominierten indirekte Läsionen und Verletzungen ohne Kontakt. Der Großteil der Kreuzbandverletzungen ereignete sich in allen Sportarten in Wettkampfsituationen. Bei der Verteilung der Begleitverletzungen zeigte sich, dass im Fußball meistens der laterale Meniskus (57,9%) als mit betroffen angegeben wurde, während im Handball (61,1%) und Basketball (100%) der mediale Meniskus mitbeteiligt war. Beim Vergleich beider Geschlechter im professionellen Fußball zeigte sich eine Häufung von Kreuzbandverletzungen in allen weiblichen Ligen. Die verletzen Spierlinnen waren hierbei jünger (22,5 vs. 25,1 Jahre) und unerfahrener (15,9 vs. 19,4 Jahre) als ihre verletzen Kollegen im männlichen Fußball. Der Anteil der direkten Kontaktverletzungen war in den weiblichen Profiligen massiv geringer im Vergleich zu den Herren (42,9% vs. 13,6%). Parallel dazu verhielt sich die Rate an Foulspielen (25,0% vs. 0%). Fazit: Insbesondere der weibliche Profifußball zeigte in dieser Arbeit eine erhöhte Auftrittswahrscheinlichkeit für vordere Kreuzbandverletzungen. Der hohe Anteil an Nicht-Kontakt Verletzungen in dieser Population bietet einen guten Ansatz für zukünftige Präventionsprogramme, um bestimmte (neuro-)muskulären Defizite auszugleichen. Ebenso lässt die hohe Anzahl an direkten Kontaktverletzungen im Eishockey auf potentielle Mechanismen zur Verhinderung von VKB-Rupturen schließen. Geänderte Spielregeln oder verbessertes Schutzmaterial mit Fokus auf dem Kniegelenk sind mögliche Ideen. Aufgrund des kurzen Untersuchungszeitraums und der Anzahl an befragten Athletinnen und Athleten, empfiehlt sich eine Weiterführung dieser Studie, um genaueren Aussagen und Vorhersagen für das Auftreten der vorderen Kreuzbandruptur in den Profiligen treffen zu können. Anhand dieser Ergebnisse lassen sich Rückschlüsse auf Spielsituationen oder Phasen mit erhöhter Verletzungsanfälligkeit schließen und bieten Grundlagendaten für die Erforschung von Kreuzbandverletzungen im Profisport. Introduction: The ball sports soccer, handball, basketball and ice hockey are among the most popular team sports worldwide and enjoy a growing participation, both in the professional and amateur sports sector. At the same time, countless injuries occur every year in connection with the respective sports and are responsible for the majority of sports injuries in Germany. Particularly among professional athletes, injuries are more frequent due to the increased stress. Often the localization is observed in the lower extremity and especially at the knee joint. Here, the rupture of the anterior cruciate ligament (ACL) has been defined as a particularly severe injury with long downtimes and high costs. Comprehensive comparative studies between the major team sports with a focus on ACL lesions are still missing in the German professional leagues. This study therefore compares for the first time the professional leagues in soccer, handball, basketball, ice hockey in men's sports and soccer in women's sports with regard to incidence and risk factors for anterior cruciate ligament ruptures. Methods:Within the framework of the "German Cruciate Ligament Register in Sports", all clubs of the respective professional leagues in male and female soccer, as well as male handball, basketball and ice hockey were contacted in this prospective cohort study before the start of data collection and at the beginning of each season and informed about the goals of the study. Media-based, all cruciate ligament injuries in the respective leagues were registered and the respective players, club representatives and team physicians were provided with questionnaires focusing on anthropometry, game situation, injury mechanism and load and process changes prior to injury. To calculate the injury incidence in 1000 hours of sport, the training and match load in the respective leagues was determined based on literature and media. Results: A comparison of professional male team sports showed an increased incidence in soccer and handball. Here, cruciate ligament ruptures were found more frequently in the lower professional game classes. Direct contact injuries occurred primarily in ice hockey (83.3%), while in soccer 42.9% of players injured themselves after direct contact. In handball and basketball, however, indirect lesions and injuries without contact dominated. The majority of cruciate ligament injuries in all sports occurred in competitive situations. The distribution of concomitant injuries showed that in soccer the lateral meniscus was most often reported as being affected (57.9%), while in handball (61.1%) and basketball (100%) the medial meniscus was involved. A comparison of both sexes in professional soccer showed an accumulation of cruciate ligament injuries in all female leagues. The injured spierlinnen were younger (22.5 vs. 25.1 years) and less experienced (15.9 vs. 19.4 years) than their injured colleagues in male soccer. The proportion of direct contact injuries was massively lower in the female professional leagues compared to the men (42.9% vs. 13.6%). At the same time, the rate of foul play was lower (25.0% vs. 0%). Conclusion: In this study, female professional soccer showed an increased probability of occurrence of anterior cruciate ligament injuries. The high proportion of non-contact injuries in this population offers a good approach for future prevention programs to compensate for certain (neuro-)muscular deficits. Similarly, the high number of direct contact injuries in ice hockey suggests potential mechanisms to prevent ACL ruptures. Changed rules of the game or improved protective material with focus on the knee joint are possible ideas. Due to the short investigation period and the number of athletes interviewed, a continuation of this study is recommended in order to be able to make more precise statements and predictions for the occurrence of anterior cruciate ligament rupture in the professional leagues. Based on these results, conclusions can be drawn about game situations or phases with increased susceptibility to injury and provide basic data for research into cruciate ligament injuries in professional sports.
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Schlagworte: Training Wettkampf Profisport Deutschland Datenbank Fußball Handball Basketball Verletzung Eishockey Knie Band Kreuzband
Notationen: Trainingswissenschaft Biowissenschaften und Sportmedizin Spielsportarten
DOI: 10.5283/epub.45040
Veröffentlicht in: BiSp-Liste Dissertationen
Veröffentlicht: Regensburg Universität Regensburg 2021
Seiten: 146
Dokumentenarten: Dissertation
Sprache: Deutsch
Level: hoch