Olympisches Gewehrschiessen: Ein Lehr- und Übungsbuch zur Technik des Gewehrschießens. Liegend, Dreistellung, Luftgewehr und Auflage

10,4 mm repräsentieren im Gewehrschießen (über 50 m) das ultimative Ziel des Schützen, denn so groß ist der Durchmesser der Innenzehn. In den olympischen Disziplinen gilt es, dieses kleine Ziel aus liegendem, knieendem oder stehendem Anschlag 60mal anzuvisieren und zu treffen. Den weltbesten männlichen Schützen gelingt das so gut, dass der Weltrekord im liegenden Anschlag gleichzeitig die maximal mögliche Ringzahl von 600 ist, die Frauen liegen mit 597 Ringen nur wenig dahinter. Um eine derart herausragende Leistung zu erreichen, bedarf es eines perfekten Zusammenspiels zwischen körperlichen und mentalen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in einem mehrjährigen Trainingsprozess entwickelt werden. Nur so kann die komplexe Leistungsstruktur des Schießsports verstanden und beherrscht werden. Beim ersten Hinschauen wird nicht für jedermann deutlich, dass es um Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft und Balance in einer sportartspezifischen Ausprägung geht. Themen wie Haltekraft, Haltekraftausdauer und Halteruhe spielen hier eine entscheidende Rolle wie auch die Erlernung und Beherrschung der technischen Bewegungsabläufe (Zielen und Raumwahrnehmung, Einsetzen und Annähern, innerer Anschlag, Nullpunkt und Halten, Atmen). Da es beim Wettkampf darum geht, diese Bewegungen nahezu automatisch zu wiederholen, müssen Schützen einen Schussrhythmus finden und sich die zur Verfügung stehende Zeit optimal einteilen und nutzen. Beim Gewehrschießen kommt außerdem hinzu, dass es drei Anschläge mit entsprechenden Bewegungsabläufen gibt und dass Wettkämpfe sowohl über 10 m (Luftgewehr) als auch über 50 m und 300 m (verschiedene Gewehrtypen) ausgetragen werden. Was auf den ersten Blick für den Laien oder interessierten Zuschauer auch "machbar" erscheint, ist auf internationalem Hochleistungsniveau eine äußerst anspruchsvolle technische Sportart. Und so ist es auch nicht überraschend, dass die Trainingsinhalte und Trainingsmethoden im Schießsport sehr vielfältig sind und sich nicht nur um das "scharfe" Schießen drehen. Daneben gibt es beispielsweise das Trockentraining zu den Bestandteilen der Bewegung, zu der es auch eine regelmäßige Leistungskontrolle gibt. Es gibt das spezielle Training, um die verschiedenen Anschlagtypen zu erlernen und zu beherrschen, im Training werden aber auch die Atmung optimiert und die Stabilität in psychischen Stresssituationen mit mentalem Training oder Stressbewältigungstraining verbessert. Es geht um die maximale Kontrolle der Körperhaltung, um Stabilität und extreme Genauigkeit in der Bewegungsausführung, um eine sehr gute Bewegungskoordination, um in der Zielbewegung die perfekte Mitte im Körper und natürlich auch auf der Zielscheibe zu finden. Gewehrschießen ist aber auch Biomechanik und Geometrie des Systems Schütze-Waffe. Und letztlich hat Gewehrschießen, wie alle anderen Schießdisziplinen, sehr viel mit Ausrüstung, dem Sportgerät Gewehr und der Munition zu tun. All diese (und weitere Aspekte) muss der Sportschütze beherrschen, wenn er im Wettkampf eine sehr gute Leistung bringen will. Dabei gibt es nicht den einen Königsweg, der für alle Schützen zum Erfolg führt. Die Autoren des vorliegenden Buchs haben immer wieder festgestellt, dass jeder seinen eigenen, individuellen Weg finden muss, der von seiner körperlichen Konstitution, von seiner mentalen Stärke, aber auch von seinen Vorlieben in der Bewegungsausführung geprägt ist. Nicht alle Teilbewegungen und schießtechnischen Details können mit einer allgemeingültigen Empfehlung versehen werden. Dennoch ist es natürlich möglich, die Schießtechnik derer sehr detailliert zu beschreiben, die in Vergangenheit und Gegenwart bei Europa- und Weltmeisterschaften wie bei Olympischen Spielen das Siegertreppchen erklimmen konnten. Dies bedeutet, dass internationale Bestlösungen im Bewegungsablauf des Gewehrschießens in den Positionen liegend, knieend und stehend (dem Olympischen Dreistellungskampf) vorgestellt und diskutiert werden. Dabei wird immer auf die trainingsmethodischen Schwerpunkte - Körperposition, - Bewegungsrhythmus, - Körper und Geist eingegangen. Bemerkenswert ist das Präsentationskonzept, das sich durch eine sehr gelungene Verbindung von verbaler Erklärung und fotografischer Illustration realer Positionen und Situationen im Schießsport auszeichnet, wofür auch exzellente Schützen gewonnen werden konnten. Interessant und gestalterisch sehr gut gelöst ist auch die Präsentation einzelner Positionen aus unterschiedlicher Perspektive (seitlich, von hinten, von oben) und die Hervorhebung einzelner Schwerpunkte der Bewegungsausführung. Damit wird der Schießsport sehr anschaulich, nachvollziehbar und trainierbar. Es gelingt den Autoren sehr gut, unterschiedliche individuelle Lösungen vorzustellen und damit Hinweise auf die Individualität der Schießtechnik zu geben. Schützen werden so aufgefordert, ihre eigene, individuelle Schießtechnik zu entwickeln und auszuprägen, da nicht alle auf eine Zieltechnik hinarbeiten, sondern den eigenen Weg ausprobieren und finden sollen. Natürlich werden aus biomechanischer Sicht eine Reihe von Empfehlungen zur Körperposition und zur Position verschiedener Körperpartien zueinander vorgestellt, diese bieten aber noch genügend Platz für Variationen. Parallel dazu gibt es aber auch differenzierte Empfehlungen aus medizinischer und anatomischer Sicht, welche Position und welcher Bewegungsablauf bei bestimmten körperlichen Voraussetzungen sinnvoll erscheinen. So gelingt es den Autoren, die jeweilige Schießposition schrittweise und logisch aufzubauen, das Verständnis dafür zu entwickeln, warum zum Beispiel die Unterstützung durch eine Armschlinge an einer bestimmten Stelle ansetzen soll und wie man dorthin gelangt. So werden auf der Basis des Wissens und der Erfahrungen weltbester Sportler im Gewehrschießen alle wichtigen Themen wie zum Beispiel der sportlichen Bewegung, der Einnahme einer effektiven Schießposition oder der Gestaltung des Zielvorgangs vorgestellt, wie auch Wissen vermittelt wird, wie ein Gewehr auf die individuellen körperbaulichen Voraussetzungen des Schützen angepasst wird. Letztlich findet der interessierte Leser trainingsmethodische Hinweise zur Gestaltung des Trainings zu unterschiedlichen Themen.
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Schlagworte: Technik Bewegung Qualität Bewegungsfertigkeit Bewegungsgenauigkeit Bewegungskoordination Gleichgewicht Bewegungshandlung
Notationen: technische Sportarten Trainingswissenschaft
Veröffentlicht: Dortmund MEC High Tech Shooting Equipment 2011
Ausgabe: Dortmund: MEC High Tech Shooting Equipment, 2011.- 220 S.
Seiten: 220
Dokumentenarten: Buch
Sprache: Deutsch
Level: mittel