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Die Anwendung der Accelerometrie zur Bewegungsanalyse in hochdynamischen Sportarten am Beispiel Badminton

In vielen Spielsportarten werden Ballgeschwindigkeiten deutlich über 100 bis hin zu 160 km/h erreicht, im Eishockey sind Puckgeschwindigkeiten von bis zu 170 km/h ermittelt worden. Die 300 km/h Abfluggeschwindigkeit des Federballs im Spitzenbadminton (der "Weltrekord wurde mit 421 km/h gemessen) stellen im Vergleich zu den Werten anderer Sportarten aber nochmals ein ganz anderes Niveau dar. Und so ist es auch folgerichtig, dass, wenn man sich Gedanken darüber macht, wie im Wettkampf- und insbesondere im Leistungssport im Badminton Spiele gewonnen werden können, der Ballfluggeschwindigkeit eine sehr große Bedeutung beigemessen werden muss. Natürlich wird die Leistung in dieser faszinierenden Racketsportart nicht durch dieses Element allein bestimmt, spielen einen exzellente Technik, taktische Meisterschaft und auch ein sehr hohes Niveau an konditionellen Fähigkeiten eine große Rolle, dennoch haben wissenschaftliche Untersuchung die Dominanz der Schmetterschläge belegt, wenn es darum geht, den Erfolg bzw. die Überlegenheit im Wettkampf zu erklären. Eine detaillierte Analyse der Technik von Angriffsschlägen im internationalen Spitzenbadminton führt dann auch sehr schnell zur Bewegungsschnelligkeit und zur Beschleunigung des Sportgeräts auf maximale Geschwindigkeit. Die dafür notwendigen Bewegungsabläufe werden durch eine sehr hohe Dynamik gekennzeichnet, da sich die Spieler auf dem Spielfeld in nahezu ständiger Bewegung befinden, auf Aktionen der Gegenspieler reagieren und ihren Bewegungsablauf diesen anpassen müssen. Sie müssen ihren Körper bzw. Körperteile in eine geeignete Position für einen Angriffsschlag bringen und müssen mit dem Schläger den anfliegenden Federball optimal treffen - insgesamt ein motorisch sehr anspruchsvoller Prozess, der auch dadurch verbessert werden kann, dass Sportler und Trainer objektive (Rück)Informationen zum Bewegungsvollzug erhalten. In der vorliegenden Arbeit, die gleichzeitig die Dissertation von Wolf Gawin ist, beschreibt der Autor die Entwicklung eines Messystems auf der Grundlage der dreidimensionalen Hochfrequenzvideometrie, mit dem diese sportartspezifischen Bewegungsabläufe erfasst und dargestellt werden können. Dazu kommen hochauflösende Beschleunigungssensoren zum Einsatz, mit denen sowohl Geschwindigkeits- und Beschleunigungswerte erfasst werden können, die aber auch über das Potenzial verfügen, einen vertieften Einblick in die Technik der Angriffsschläge von internationalen Spitzenspielern zu vermitteln. So wurden im nationalen und internationalen Spitzenbadminton unterschiedliche Typen der Schlägerbeschleunigung ermittelt, d. h. die an der Beschleunigung des Sportgeräts beteiligten Körpersegmente (wie Unterarm und Oberarm) wurden von Topspielern unterschiedlich genutzt. Für die verschiedenen Typen liefert die Arbeit auch eine biomechanische Ursachenbeschreibung (hinsichtlich der Geometrie der Angriffstechnik zum Beispiel mit Blick auf die absolute und relative Höhe des Treffpunkts, die Abstände des Balls und die Abstände der Schlaghand im Treffpunkt, den Schlagarmwinkel), die wiederum trainingsmethodische Ableitungen zulässt. Innerhalb eines Lernexperiments für den Schmetterschlag werden die analytischen Ergebnisse eingesetzt, um ein ausgewogeneres Verhältnis der verschiedenen Komponenten der Schlägerbeschleunigung zu erreichen. Das damit verfolgte finale Ziel bestand darin, eine höhere Effektivität der technischen Bewegungsabläufe bei Angriffsschlägen zu erreichen und damit dann auch im Wettkampf erfolgreicher zu sein. Im Unterschied zum ersten Teil der Untersuchungen, für den gezielt Analysen im Hochleistungsbereich durchgeführt wurden, wurden für das Trainingsexperiment Badmintonspieler mit geringerem Leistungsniveau ausgewählt, für die aber ebenso wie im Hochleistungsbereich unterschiedliche Typen der Schlägerbeschleunigung festgestellt werden konnten. Die Ergebnisse dieser ersten Trainingsintervention sind zwar nicht immer eindeutig, insgesamt zeigten sich aber positive Effekte in den Probandengruppen in der Beschleunigung des Oberarms, der Beschleunigung des Schlägers parallel und in der resultierenden Schlägerbeschleunigung. Die damit erreichte generelle Verbesserung des Armzugs und der Schlägerbeschleunigung stellt ein für Übungsleiter und Trainer sehr interessantes und wichtiges Ergebnis dar.
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Schlagworte: Badminton Bewegung Beschleunigung Analyse Messverfahren Biomechanik Untersuchungsmethode Bewegungsschnelligkeit Lernen Training Arm Technik Angriff
Notationen: Naturwissenschaften und Technik Spielsportarten
Veröffentlicht: Göttingen Sierke 2010
Ausgabe: Göttingen: Sierke, 2010.- 113 S.
Schriftenreihe: Reihe Sportwissenschaft
Seiten: 113
Dokumentenarten: Buch
Dissertation
Sprache: Deutsch
Level: hoch