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Boxen in der DDR. Die Geschichte des Boxsportverbandes der DDR

Als 1956 im australischen Melbourne Wolfgang Behrendt die erste olympische Goldmedaille für die gerade mal 7 Jahre alte DDR erkämpfte, war dies der erste sportliche Höhepunkt in der Entwicklung des Boxsports in diesem Teil Deutschlands. Wie sich die Entwicklung auf den verschiedenen strukturell-organistorischen Ebenen und in den unterschiedlichen Teilbereichen von der Organisierung eines Trainings- und Wettkampfbetriebs in den Sportgemeinschaften und Sportclubs inklusive ihrer Finanzierung, der Trainerausbildung und dem Einsatz von Übungsleitern und Trainern im Land vollzog, wie der Boxsport schrittweise auch eine wissenschaftlicher Unterstützung erhielt, um international erfolgreich zu sein, davon handelt dieses Buch. Es beschreibt aber nicht nur die Entwicklungen im Boxen im Lande, sondern auch internationale Ereignisse und Entwicklungen und den - letztlich erfolgreichen - Versuch der DDR-Sportführung an entscheidender Stelle, im internationalen Boxverband AIBA Einfluss zu erlangen und wichtige Entscheidungen mit Blick auf die Wettkampfbestimmungen, den Einsatz von Kampfrichtern oder die Durchführung internationaler Meisterschaften maßgeblich mitzubestimmen. Durch persönliche Interviews mit sechs damals an leitender Stelle agierenden Personen - von AIBA-Generalsekretär Karl-Heinz Wehr bis zum Leiter der Forschungsgruppe Boxsport am FKS Leipzig, wie auch durch ein sehr umfangreiches Quellenstudium entsteht damit ein sehr detailliertes und differenziertes Bild der Entwicklung einer olympischen Sportart von der Gründung bis zum Ende der DDR. Wichtige Teilbereiche, wie die Entwicklung des Hochleistungssports, aber auch die Talentsuche und -förderung und das dazu aufgebaute Fördersystem mit Trainingszentren und den Sportschulen inklusive auch der ideologisch determinierten Erziehung der Sportler werden eingehend untersucht und in ihren verschiedenen Entwicklungsphasen beschrieben. Einen wichtigen Teil nehmen auch die bei internationalen Meisterschaften im Nachwuchs- und Erwachsenenbereich erzielten Ergebnisse von Junioren-EM und -WM über die Senioren-EM- und -WM bis hin zu den Olympischen Spielen ein. Dabei geht der Autor auch auf sporttechnische und sporttaktische Entwicklungen ein, die sich bei diesen Meisterschaften zeigten und die für das vorangehende und nachfolgende Training von Bedeutung waren. Der Autor, Boxer, Trainer und Historiker Tim Neumann erweist sich in seiner Analyse und Präsentation auf mehr als 550 Seiten als sehr sachkundig und liefert damit eine Studie ab, in der eine Sportart mit ihrer Einbindung in das politische wie auch das Sportsystem der DDR analysiert wird. 1 Einleitung 2 Forschungsstand 3 Die allgemeine Entwicklung des Boxens in der SBZ/DDR bis in die Mitte der 1960er Jahre: vom Berufssport zum Amateurboxen 3.1 Die Organisation des Amateurboxsports 3.2 Die Gründung des DTSB und seiner Sportfachverbände: Der Deutsche Boxsport-Verband der DDR 3.3 Die Kaderpolitik des DBV bis zum Leistungssportbeschluss 1969 4 Die Integration des Boxverbandes der DDR in die Internationalen Amateurboxföderationen - AIBA und EABA - bis zum Ende der 1970er Jahre 4.1 Erste Schritte 4.1.1 Konsolidierung 4.1.2 Kontinentalbüros der AIBA. Die EABA: Handlungsinstrument der sozialistischen Staaten oder gesamteuropäische Körperschaft? 4.1.3 Sportpolitische Aktivitäten bis zum Ende der 1970er Jahre in der AIBA und EABA 4.1.4 Der DBV und die Zusammenarbeit mit den sozialistischen Ländern in den internationalen Amateurboxföderationen 4.2 Die 1980er Jahre in den internationalen Amateurboxföderationen 4.2.1 Die Boxverbände der sozialistischen Staaten und der DBV 4.2.2 Kommerzielle Einflüsse in der Weltföderation? Bedrohung für die Leistungszielentwicklung 4.2.3 Die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles 4.2.4 Der Weg in die AIBA-Führung 4.2.5 Das Olympische Boxturnier 1988 in Seoul 4.2.6 Die europäische Föderation in den 1980er Jahren 4.3 Die Publikationen der Föderationen 5 Die sportliche Bilanz des DBV: Der Auftakt mit einer Olympischen Goldmedaille 5.1 Von den Olympische Spiele 1960 in Rom bis zur Europameisterschaft 1971 in Madrid 5.1.1 Von den Münchner Spielen bis zum Olympischen Boxturnier von Montreal 1976 5.1.2 Die Europameisterschaften in Halle an der Saale 1977 5.1.3 Die Olympischen Spiele von Moskau 1980 5.1.4 Wieder ein Boykott - Los Angeles 1984 5.1.5 Europameisterschaften und Weltcup: 1981 bis 1989 5.1.6 Olympische Spiele von Seoul 1988 5.2 Weltmeisterschaften 5.3 Challenge Matches 5.4 Internationale Turniere 5.4.1 Chemiepokal 5.4.2 Das Internationale Boxturnier von Berlin 5.4.3 Turniere mit spezifischer Ausrichtung 6 Sportliche Entwicklungshilfe? 6.1 Frühe Beziehungen und Transformationen 6.1.1 Sportwissenschaftliche Ausbildung 6.1.2 Materielle Hilfe 6.2 Sportpolitische Abläufe im Kontext der Entwicklungshilfe 6.3 Unterstützung unter der Schirmherrschaft der Amateurboxföderationen und des IOC 6.4 Die Zusammenarbeit mit Kuba 7 Deutsch-deutscher Boxsport - die Beziehung zwischen der Sektion Boxen/DBV der DDR und des DABV der BRD: politische Axiome 7.1 Grundlagen und Konventionen des innerdeutschen Sportverkehrs imBoxen bis zur Mitte der 1950er Jahre 7.2 Berlin 7.3 Innerdeutscher Sportverkehr 7.4 Gesamtdeutsche Meisterschaften? 7.5 Gesamtdeutsche Olympiamannschaften bis 1968 7.6 Auswirkungen der Hallsteindoktrin und des Alleinvertretungsanspruchs der Bundesrepublik auf den innerdeutschen und internationalen Sport 7.7 Deutsch-deutscher Sportverkehr und Sportpolitik bis 1989 7.8 Ideal, Flucht und Überwachung 8 Politischer Sport und Erziehung 8.1 Theorie und Praxis im Boxsport bis zum Beginn der 1960er Jahre 8.1.1 Disziplinierung beim Fachorgan Illustrierter Boxring 8.1.2 Irritation und Intensivierung 8.1.3 Politischer Sport? - Politischer Sport! 8.2 Organisierte Verbundenheit 8.3 Der unpolitische Nursportler im Spannungsfeld des politischen Sports 8.4 Die Erziehung der Sportler nach dem Mauerbau 8.4.1 Im Blickpunkt der Erziehung: Mexico 1968 und München 1972 8.5 Die ideologische Vorbereitung von internationalen Wettkampfreisen 8.6 Erziehung in der 1. und 2. Förderstufe 8.7 Die komplexe Ausweitung der Erziehung in den 1980er Jahren 8.7.1 Der politische Gegner als Gegenstand der Erziehung in den 1980er Jahren: München 1982 - Los Angeles 1984 - Seoul 1988 8.8 Schöpfertum - Persönlichkeit 9 Förderung, Finanzierung und materielle Situation des Amateurboxens in der DDR 9.1 Wende-Resümee 9.2 Trainingsmittel in Eigenregie 9.3 Vollzeitamateure 10 Massensport und Boxen 10.1 Der Wettbewerb 10.2 Landsport 10.3 Das Sportleistungsabzeichen "Bereit zur Arbeit und Verteidigung der Heimat" - BAF 11 Hochleistungssport und seine sportwissenschaftliche Begleitung im Boxverband der DDR: Rahmenbedingungen und Selbstverständnis der Sportwissenschaft in der DDR 11.1 Das sowjetische Vorbild 11.2 Die Evolution von Spitzensport und Sportwissenschaft im Boxen - ein Anfang 11.2.1 Entwürfe zu einem eigenständigen Boxstil 11.2.2 Stillstände 11.2.3 Planungszyklisierung und -hoheit 11.2.4 Die praktische Umsetzung im Leistungssport 11.2.5 Gegnerbeobachtung 11.3 Institutioneller Ausbau und sportwissenschaftliche Entfaltung des "modernen Boxens" 11.3.1 Wissenschaftliches Zentrum und Wissenschaftliches Zentrum/Boxsportforschung des ASK 11.3.2 DHfK und Boxverband 11.3.2.1 Die Forschungsstelle Boxen und die Entwicklung des "modernen Boxens" 11.3.2.2 Die Abteilung "Zweikampfsportarten" an der Forschungsstelle 11.3.2.3 Das Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport 11.3.3 Hochleistungstraining mit wissenschaftlicher Begleitung bis zum Ende der 1960er Jahre 11.3.4 Hypoxie 11.3.5 Im Blickpunkt: München und Montreal 11.3.6 Die Etappen des Hochleistungstrainings 11.4 Die 1980er Jahre: Intensivierung und Technisierung 11.4.1 Die letzte olympische Herausforderung: Seoul 11.4.2 Boxsportforschung am FKS in den 1980er Jahren 11.4.3 Die Mess- und Untersuchungsbasis Boxen am FK 11.5 Die Kooperation mit den sozialistischen Ländern 11.6 Die Ausbildung der Trainer und Übungsleiter 11.7 Die Kampfrichter im nationalen Rahmen 11.7.1 Auf internationaler Ebene 11.8 Die Klassifizierungen 11.9 Die Sportmedizinische Betreuung 11.9.1 Sportmediziner in den internationalen Boxföderationen 11.9.2 Doping oder unterstützende Maßnahmen und Mittel 11.10 Die Nationalmannschaft 11.10.1 Boxsektionen in den Leistungszentren des DS/DTSB: Die Schwerpunkte 11.10.2 Die Boxsektionen in den Sportclubs 11.10.3 Die Delegierungen 11.10.4 Die DDR-Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften in der Kontroverse von Leistungssport und Basis 11.10.5 Einzelmeisterschaften und Bestenermittlungen 11.10.6 Mannschaftsmeisterschaften 12 Die Nachwuchsarbeit des Boxverbandes: Die Herabsetzung der Altersbeschränkung für die Wettkampfteilnahme 12.1 Die Ausformung eines Wettkampfsystems für den Nachwuchs: Die Spartakiaden 12.2 Der weitere Ausbau des Wettkampfsystems 12.3 Dissonanzen 12.4 Sichtung und Ausbildung 1949 bis 1975: Legislative Handreichung 12.4.1 Erste Schritte 12.4.2 Unter der Ägide des DTSB 12.4.3 TZ-, KJS- und Stützpunktbildung 12.4.4 Allmähliche Systematisierung 12.5 Sichtung und langfristiger Leistungsaufbau im Fördersystem des DDR-Leistungssports 12.5.1 Die Einheitliche Sichtung und Auswahl (ESA) 12.5.2 Die Trainingszentren 12.5.3 Die Kinder- und Jugendsportschulen 12.5.4 Die Nachwuchsgewinnung der Sportclubs 12.5.5 Schranken in der Entwicklung und Delegierung junger Sportler 12.6 Die internationale Leistungsentwicklung des DBV-Nachwuchses 12.6.1 Internationale Nachwuchsturniere 12.6.2 Die Jugendwettkämpfe der Freundschaft 12.6.3 Junioren-Europameisterschaften 12.6.4 Junioren-Weltmeisterschaften 12.7 Boxen im Schulsport 13 Die Mitgliederentwicklung der Sektion Boxen/DBV der DDR 14 1989/90: Das Ende des DBV 14.1 Die letzte Runde 14.2 Der Zusammenschluss mit dem DABV 15 Resümee Interviews Autorisiertes Interview mit Prof. Dr. Helmut Kirchgässner Autorisiertes Interview mit Dr. Horst Fiedler Autorisiertes schriftliches Interview mit Hubert Reinhold Autorisiertes Interview mit Hans-Dieter Kästner Autorisiertes Interview mit Karl-Heinz Wehr Autorisiertes Interview Dr. Ottomar Sachse Anlage - Strukturplan des Deutschen Boxverbandes
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Schlagworte: Boxen Sportverband DDR Entwicklung Training Organisierung Organisation Wettkampf national international Trainingswissenschaft Sportwissenschaft Talent Förderung Leistungssport Nachwuchsleistungssport langfristiger Leistungsaufbau Europameisterschaft Weltmeisterschaft Olympische Spiele Sportpolitik Eigenname Forschung
Notationen: Organisationen und Veranstaltungen Leitung und Organisation Kampfsportarten
Veröffentlicht: Hildesheim Arete Verlag Christian Becker 2017
Seiten: 569
Dokumentenarten: Buch
Sprache: Deutsch
Level: mittel