Stressinduzierte Aufmerksamkeitsänderungen beim Würgen im Judo

Analysiert werden sollten die Verlaufsmerkmale selektiver Aufmerksamkeitsprozesse in der Alarmphase der Stressreaktion. Zur Stressprovokation wurde ein konventionelles Judowürgemanöver ausgewählt. 57 Judoka (41 Männer; 16 Frauen; Durchschnittsalter 23,1 ± 6,7 Jahre) unterzogen sich einem standardisierten Kreuzwürgen (Juji-jime), das von einem ärztlichen Danträger durchgeführt wurde und durchschnittlich 6 - 8 s bis zum Abschlagen dauerte. Vor dem Würgen sowie zu 2 weiteren Messpunkten danach wurde der Interferenzversuch des Stroop-Tests zur Messung der selektiven Aufmerksamkeit eingesetzt. Die Lesegeschwindigkeit im Interferenzversuch beschleunigte sich unmittelbar nach dem Würgen von durchschnittlich 77,4 s auf 74,4 s (p < 0,01), während die Fehlerzahl von durchschnittlich 2,9 auf 2,1 (p < 0,01) abfiel und dann wieder auf 2,4 anstieg. Die stressinduzierte Leistungsverbesserung bei den männlichen Judoka findet in einem Zeitfenster bis maximal 25 Sekunden nach dem Würgen statt. Bei den Frauen konnte bereits 25 Sekunden vor dem Würgen eine Leistungsverbesserung beobachtet werden, die dann ebenfalls noch ca. 25 s nach dem Ende des Würgens anhielt. Die Alarmreaktion auf den potenziell lebensbedrohlichen Stressor mit einem Angriff auf den Hals führte zu einer antizipatorischen (Frauen) und reaktiven Beschleunigung (Frauen und Männer) der selektiven Aufmerksamkeitsprozesse, wobei sich systematische Geschlechtsdifferenzen zeigen.
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Schlagworte: Judo Stress Konzentration Antizipation
Notationen: Biowissenschaften und Sportmedizin Kampfsportarten
DOI: 10.1055/s-2005-858817
Veröffentlicht in: Sportverletzung Sportschaden
Veröffentlicht: 2005
Jahrgang: 19
Heft: 4
Seiten: 187-190
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch