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Wirksamkeit unterschiedlicher Trainingsformen auf die Leistungsfähigkeit von Vollblütern überprüft anhand von Herzfrequenz- und Laktatmessungen

Weltweit ist der Galoppsport ein kapitalintensiver Wirtschaftszweig, der kontinuierlich Zuchtbemühungen für optimal erfolgreiche Nachkommenschaft in den Mittelpunkt all seiner Anstrengungen stellt. Dabei fällt auf, dass ähnlich intensive Bemühungen im trainingsmethodologischen und -analytischen Bereich im Hinblick auf Leistungsoptimierung der Vollblut-Rennpferde fast vollständig fehlen. Die Motivation zur vorliegenden Studie lag einerseits in der langjährigen Beobachtung "stabiler" konventioneller Trainingsstrukturen in deutschen und internationalen Rennställen sowie andererseits in der Dokumentaranalyse weltweit hochklassiger renommierter Rennen, deren Ergebnisse seit mehr als 90 Jahren keinen Leistungsfortschritt, sondern Geschwindigkeitsstagnation verzeichnen. Nach Durchsicht der facettenreichen internationalen veterinärmedizinischen Fachliteratur, überwiegend gekennzeichnet durch die Erfassung morphologischer, physiologischer sowie neurologischer Mikrophänomene, fiel besonders der Mangel an Studien mit trainingspraktischer Relevanz für Englische Vollblüter auf. Mit der Überprüfung der Leistungseffizienz zweier klassischer, im Humansport etablierter Ausdauermethoden (Intervall-/Dauermethode) sollte professionellen Rennbetrieben eine Möglichkeit aufgezeigt werden, den generell intensitätsschwachen Belastungsphasen bzw. dem "Bewegungsmangel" im aktuell undifferenzierten Trainingsverlauf mit vergleichsweise einfachen Trainingsinterventionen entgegenzuwirken. Der Transfer der beiden Ausdauermethoden mit den übergeordneten Zielen "Optimierung der leistungsrelevanten Fähigkeiten Schnelligkeits- und Kraftausdauer" (Intervallmethode) und "Optimierung der Grundlagenausdauer zur Erhöhung der Ermüdungsresistenz" (Dauermethode) auf den Rennsport ist aufgrund der in der Forschung nachgewiesenen konformen Belastungsreaktionen der Pferde gestattet. Unter dem Aspekt der Trainingspraktikabilität und potenziell höheren Leistungswirksamkeit einer der untersuchten herzfrequenzgesteuerten Ausdauertrainingsmethoden wurde die übergeordnete Arbeitshypothese "Intervall- und Dauermethode unterscheiden sich nicht signifikant bzgl. einer Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit bei Englischen Vollblütern" formuliert. Die Leistungsindikatoren Blutlaktat-/Hämoglobinkonzentration und Laufgeschwindigkeit - seit Jahrzehnten probate zuverlässige leistungsanalytische Parameter in der human- und veterinärwissenschaftlichen Forschung - erfassten quantitativ die Konditionsentwicklung und erwiesen sich als für Feldstudien gut geeignet. Für die Veränderungen der Ausdauerleistungsfähigkeit nachweisenden physiologischen Variablen und die Geschwindigkeit galt folgende Hypothese: "Laktat- /Hämoglobinkonzentrationen und Laufgeschwindigkeitsverhalten von Englischen Vollblütern unterscheiden sich nach einem Intervall- und Dauermethodetraining nicht signifikant." Die Studie untersuchte ein alters- und geschlechtsheterogenes Kollektiv von 15 bereits in unspezifischem konventionellem Training stehenden Englischen Vollblütern aus nationalen Besitzertrainer-Rennställen mit Sandrennbahnen (>600 m) und erstreckte sich über einen nicht parallel verlaufenden sechswöchigen Untersuchungszeitraum. Ein 4-Stufenfeldtest mit 3minütiger Stufendauer und ansteigender Herzfrequenz (155 S/min, 170 S/min, 185 S/min, 200 S/min) ermittelte in einem Eingangs- und Ausgangstest Laktat und Hämoglobinreaktionen via Diaglobal Lactat-Photometer LAC 142 innerhalb 30 s nach jeweiligem Stufenende. Das Anforderungsprofil der Intervallmethode orientierte sich mit einer Belastungsintensität von >200 S/min (anaerobe Kapazitätsoptimierung) an Herzfrequenzen eines Mittelklassepferds in Rennen und im Maximalumfang an den Renndistanzen der Steher (±2400 m) zur Simulation wettkampfnaher Belastungsreize (1./2. Woche 3x400 m, 3./4. Woche 3x600 m, 5./6. Woche 3x800 m). Die Dauermethode verlangte gemäß ihrer Zielsetzung (aerobe Kapazitätsoptimierung) die Intensität von 170 S/min bei ebenfalls progressiver Erhöhung des Belastungsumfangs (1./2. Woche 3500 m, 3./4. Woche 4500 m, 5./6. Woche 5500 m). Für die Datenverarbeitung und statistische Auswertung kamen die Programme Software 17.7 SPSS Version und Microsoft Office Excel 2008 zur Anwendung. Zur weiteren statistischen Bearbeitung überprüfte der Kolmogorov-Smirnov-Test die Daten des Gesamtkollektivs auf Normalverteilung. Aufgrund des geringen Stichprobenumfangs wurde das untere Signifikanzniveau von p < 0,05 auf p < 0,10 angehoben, um auch jene Untersuchungsergebnisse kommentieren zu können, die nur tendenzielle Mittelwertsunterschiede aufwiesen. veterinärwissenschaftlichen Forschung - erfassten quantitativ die Konditionsentwicklung und erwiesen sich als für Feldstudien gut geeignet. Für die Veränderungen der Ausdauerleistungsfähigkeit nachweisenden physiologischen Variablen und die Geschwindigkeit galt folgende Hypothese: "Laktat- /Hämoglobinkonzentrationen und Laufgeschwindigkeitsverhalten von Englischen Vollblütern unterscheiden sich nach einem Intervall- und Dauermethodetraining nicht signifikant." Die Studie untersuchte ein alters- und geschlechtsheterogenes Kollektiv von 15 bereits in unspezifischem konventionellem Training stehenden Englischen Vollblütern aus nationalen Besitzertrainer-Rennställen mit Sandrennbahnen (>600 m) und erstreckte sich über einen nicht parallel verlaufenden sechswöchigen Untersuchungszeitraum. Ein 4-Stufenfeldtest mit 3minütiger Stufendauer und ansteigender Herzfrequenz (155 S/min, 170 S/min, 185 S/min, 200 S/min) ermittelte in einem Eingangs- und Ausgangstest Laktatund Hämoglobinreaktionen via Diaglobal Lactat-Photometer LAC 142 innerhalb 30 s nach jeweiligem Stufenende. Das Anforderungsprofil der Intervallmethode orientierte sich mit einer Belastungsintensität von >200 S/min (anaerobe Kapazitätsoptimierung) an Herzfrequenzen eines Mittelklassepferds in Rennen und im Maximalumfang an den Renndistanzen der Steher (±2400 m) zur Simulation wettkampfnaher Belastungsreize (1./2. Woche 3x400 m, 3./4. Woche 3x600 m, 5./6. Woche 3x800 m). Die Dauermethode verlangte gemäß ihrer Zielsetzung (aerobe Kapazitätsoptimierung) die Intensität von 170 S/min bei ebenfalls progressiver Erhöhung des Belastungsumfangs (1./2. Woche 3500 m, 3./4. Woche 4500 m, 5./6. Woche 5500 m). Die für beide Ausdauermethoden konzipierten Anforderungsprofile zur Verbesserung des Ausdauerleistungszustandes wurden als leistungswirksam identifiziert. Berücksichtigt man die Interdependenzen der physiologischen Variablen - tendenzielle Laktatreduktion bei signifikantem Hämoglobinanstieg und signifikant zunehmender Geschwindigkeit -, indizieren beide Trainingsvarianten quantitativ divergierenden Leistungszuwachs und falsifizieren punktuell und methodenabhängig die eingangs formulierten Hypothesen. Den höheren Ausdauerleistungszuwachs erzielte jedoch die Schnelligkeitsausdauer fördernde Intervallmethode, daher sollte ihr im Galoppsport unter Effizienzgesichtspunkten in Verbindung mit einer zusätzlichen Trainingseinheit zur Stabilisierung der Grundlagenausdauer Priorität gegeben werden. Die Datenlage der in der vorliegenden Studie zum Effizienznachweis von konkurrierenden Ausdauertrainingsmethoden erfassten Leistungsindikatoren könnte Ausgangsbasis für prospektive Studien mit den Zielen "Optimierung von Schnelligkeits- und Kraftausdauer" und "Trainingssteuerung an der anaeroben Kapazitätsschwelle zur Erhöhung der Ausdauerleistung" sein, wobei diese mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit in der Intervallmethode über eine systematische Erhöhung des Belastungsumfangs und in der Dauermethode nur über eine Intensitätssteigerung erreicht werden können.
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Schlagworte: Training Pferdesport Leistung Leistungsdiagnostik Laktat Herz Herzfrequenz Tier Trainingswirkung
Notationen: Trainingswissenschaft Naturwissenschaften und Technik Biowissenschaften und Sportmedizin
Veröffentlicht: Frankfurt/Main Goethe-Universität Frankfurt am Main, Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften 2012
Ausgabe: Frankfurt am Main: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften, 2012.- 193 S.
Seiten: 193
Dokumentenarten: Dissertation
Sprache: Deutsch
Level: hoch