Entwicklung und Evaluation eines sportpsychologischen Rahmenkonzepts für die männliche und weibliche Jugend des Deutschen Handballbundes unter besonderer Berücksichtigung einer entwicklungspsychologischen Perspektive

Der DHB initiierte aus diesem Grunde das vorliegende Projekt, um eine umfassendere und systematische mentale Betreuung im Verband in Form einer sportpsychologischen Rahmenkonzeption zu erstellen und deren Umsetzung zu realisieren. Das Rahmenkonzept sollte dabei von den bereits vorhandenen Konzepten und Ansätzen profitieren, jedoch sportartspezifisch sein, da es auf der einen Seite die Strukturen des Verbandes und auf der anderen Seite sportartspezifische Anforderungen an die Athleten bzw. Athletinnen berücksichtigen musste. Das Projekt nutzte das Konzept der Entwicklungsaufgaben nach Havighurst (1974) als theoretische Grundlage. Die wissenschaftlichen Projektergebnisse zeigen, dass sich die jungen Leistungssportlerinnen und -Sportler in der Relevanz einzelner Entwicklungsaufgaben von anderen Jugendlichen unterscheiden, offensichtlich auch weil das Sportsystem ihnen zusätzliche Entwicklungsaufgaben stellt. Parallel finden sich auch Zusammenhänge mit dem Wohlbefinden, so dass auch die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben außerhalb des Sports offensichtlich wichtig für junge Spielerinnen und Spieler ist. Längsschnittstudien müssen daher zeigen, inwiefern sich ungelöste Entwicklungsaufgaben tatsächlich negativ in späteren Lebensphasen auswirken können. Für die Praxis ergeben sich aus dem Projekt Erkenntnisse auf verschiedenen Ebenen: Zunächst konnte gezeigt werden, dass jugendliche Athletinnen und Athleten sich durchaus auch mit Entwicklungsaufgaben außerhalb des Sports auseinandersetzen wollen und müssen, denn unbearbeitete Entwicklungsaufgaben führen zu reduziertem Wohlbefinden. Sportverbände sollten daher auch im Sinne einer nachhaltigen Persönlichkeitsentwicklung nicht vernachlässigen, dass Athletinnen und Athleten auch hin und wieder Zeit für andere Dinge außer Sport und Schule/Ausbildung benötigen, um ihre Entwicklungsaufgaben "erledigen" zu können. Weiterhin lieferte das Projekt die Erkenntnis, dass eine sportpsychologische Diagnostik und Betreuung mit vergleichsweise wenig Aufwand schon im Jugendbereich in bestehende Lehrgänge eingebunden werden kann (Ohlert & Kleinert, 2015b) und trotzdem positive Effekte bei Sportlerinnen und Sportlern generiert werden. Und zuletzt hilft die Erstellung einer sportpsychologischen Verbandskonzeption allen beteiligten Personen bei der Systematisierung der sportpsychologischen Maßnahmen in einem Verband sowie der Schaffung effizinter Strukturen für die Sportpsychologie (Linz & Ohlert, 2016). Hierbei kann die neu geschaffene Verbandskonzeption des DHB als Grundlage für Konzeptionen anderer Verbände dienen. (vom Autor übern. gek.)
© Copyright 2016 BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2015/16. Veröffentlicht von Sportverlag Strauß. Alle Rechte vorbehalten.

Schlagworte: Handball Rahmentrainingsplan Sportpsychologie Betreuung Sportverband Deutschland männlich weiblich Jugend
Notationen: Trainingswissenschaft Spielsportarten Nachwuchssport Sozial- und Geisteswissenschaften
Veröffentlicht in: BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2015/16
Veröffentlicht: Hellenthal Sportverlag Strauß 2016
Seiten: 125-129
Dokumentenarten: Artikel
Buch
Forschungsergebnis
Sprache: Deutsch
Level: hoch