Trainingswirkungsanalyse - vom individuellen Sportler zur Trainingsgruppe

Mit den durchgeführten Untersuchungen wurde der Frage nachgegangen, ob sich im realisierten Training von Skilangläufern gewisse trainingsmethodische Strategien ihrer Trainer widerspiegeln, eine sogenannte Trainerhandschrift existiert und inwieweit sich damit sportliche Erfolge der Athleten erklären lassen. Die Datenbasis bildeten Trainingskennziffern und internationale Wettkampfresultate im Sprint und in Distanzrennen von A-Kaderathleten auf der Basis von FIS-Punkten. Die untersuchte Stichprobe bestand aus 11 Trainingsgruppen (alles männliche Sportler) und 11 Trainern des Deutschen Skiverbands (DSV) über einen Zeitraum von 11 Jahren. Die Daten wurden regressionsstatistisch auf ein kalendarisches Alter von 20 Jahren normiert. Es zeigte sich eine gewisse Struktur der Trainingsgruppen (TG) in Bezug auf die Leistungsentwicklung ihrer Sportler hinsichtlich Sprint und Distanz. Es gab aber auch Gruppen mit einer großen Spannweite der Ergebnisse. Zwischen einigen TG konnten statistisch signifikant bessere Sprintresultate nachgewiesen werden. Die Analyse des Gesamttrainingsumfangs (GTU) ergab bereits die beobachtete starke Differenzierung in den Gruppen und einen engen, im ersten Ansatz nicht erklärbaren Zusammenhang zu den FIS-Punkten Sprint (FIS/S): je geringer der GTU, desto besser die Sprintleistung. Die weitere Ausdifferenzierung des Trainings bezüglich des prozentualen Anteils der Zeit des spezifischen Trainings am GTU ergab ebenfalls statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Trainingsgruppen. Die Gruppen mit den besten Sprintresultaten realisierten den höchsten Anteil an spezifischem Training. Dabei erwies sich der Unterschied in den FIS/S zwischen den Sportlern mit über 70-%-Anteil des spezifischen Trainings am GTU und den Sportlern mit weniger als 70-%-Anteil als statistisch signifikant. Da jedoch GTU und spezifisches Training miteinander verflochten sind, beruht der Wettkampferfolg offenbar auf dem ausgewogenen, individuell zugeschnittenen Verhältnis beider Größen. Ausgehend von einer dreistufigen Differenzierung von GTU und Anteil des spezifischen Trainings, wurde eine 3 x 3-Tafel erstellt, die dem Erfolg nach wesentlich verschiedene Trainingsstrukturen erkennen ließ. Diese wurden den Trainingsgruppen zugeordnet. Eine nur geringfügige Variation der Trainingsstrukturen innerhalb einer Gruppe berechtigte dazu, von einer Trainerhandschrift zu sprechen. Die Analyse der fünf Trainingsgruppen zeigte, dass in einer TG eine im Sprint erfolgreiche Trainerhandschrift umgesetzt wurde. In einer TG konnte eine andere Trainerhandschrift beobachtet werden, die aber im Sprint weniger erfolgreich schien. In den restlichen drei TG war eine solche Handschrift nicht zu erkennen. Der exemplarisch dargestellte Analysegang lässt sich auf weitere Trainingskomponenten der Trainingsstruktur und der Distanzleistungen erweitern.
© Copyright 2017 Technologien im Leistungssport 2: Tagungsband zur 18. Frühjahrsschule am 13./14. April 2016 in Leipzig. Veröffentlicht von Meyer & Meyer. Alle Rechte vorbehalten.

Schlagworte: Biomechanik Messverfahren Training Mannschaft Trainingswirkung Belastungsgestaltung Skilanglauf Wettkampf individuell Leistungsentwicklung Modellierung Sprint
Notationen: Trainingswissenschaft Ausdauersportarten
Veröffentlicht in: Technologien im Leistungssport 2: Tagungsband zur 18. Frühjahrsschule am 13./14. April 2016 in Leipzig
Herausgeber: I. Fichtner
Veröffentlicht: Aachen Meyer & Meyer 2017
Schriftenreihe: Schriftenreihe für Angewandte Trainingswissenschaft, 6
Seiten: 109-123
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch