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Zum Einsatz von widerstandsorientierten Trainingsmitteln zur Entwicklung der Kraftfähigkeiten im Grundlagenausdauertraining

Die Arbeit hat sich vor allem mit der Fragestellung beschäftigt, wo Leistungsreserven bezüglich des Einsatzes von widerstandsorientierten Trainingsmitteln im Grundlagenausdauertraining liegen. Anhand der Analyse der Leistungsstruktur wurde deutlich, dass Kraft und Ausdauer eine wesentliche Funktion für eine erfolgreiche schwimmerische Wettkampfleistung erfüllen, eine Verbesserung der Kraft- und Ausdauerwerte aber nicht zwingend zu einer verbesserten Wettkampfleitung führt (vgl. Kap. 2). Im Folgenden konnte gezeigt werden, dass die Grundlagen für entsprechende Trainingsformen zum Kraft- und Ausdauertraining in der Literatur ausreichend beschrieben sind und bereits seit vielen Jahren Anwendung im schwimmsportlichen Spitzentraining finden. Die Leistungsdiagnostik hinsichtlich der Kraft- und Ausdauerfähigkeiten sollte, auch im Rahmen der KLD des DSV, weiterentwickelt werden (vgl. Kap. 3). Es ist darauf zu achten, dass eine maximale Ausbildung der Kraftfähigkeiten nicht unbedingt zu höheren Schwimmgeschwindigkeiten führt. Vergrößerte Kraftwerte müssen erst "mittels Schwimmtechnik in das Wasser" umgesetzt werden. (RUDOLPH, 2014, S.113). Ausdauerfähigkeiten sollten in Abhängigkeit zum Anforderungsprofil der jeweiligen Zielstrecke optimal und nicht zwingen maximal ausgeprägt werden. Die geschwommenen Kilometer in einer Trainingsphase können daher nicht als alleiniges Kriterium geltend gemacht werden, wenn es darum geht "die Ausdauer" zu trainieren. Vielmehr sollte man zukünftig versuchen, den umfassenden Begriff der Ausdauer (Grundlagenausdauer) besser messbar zu machen, so scheint die Nutzung neuer Messinstrumente und Messmethoden (z.B. Nachatmungsmethode) im Spitzenbereich sinnvoll. Insbesondere deshalb, da die Sauerstoffaufnahme Hinweise zur Vortriebsökonomie (Technik) liefern kann (vgl. MOHAMMED, 2002; BREMER, 2003; HÖLTKE, 2011). Denn die größten Leistungsreserven scheinen im Bereich der Technik zu liegen (vgl. TOUSSAINT, 1994). Dass einzelne Trainingsmaßnahmen mit widerstandsorientierten Trainingsmitteln an Land und auch im Wasser auf verschiedene Arten wirksam sind, konnte im Rahmen exemplarisch dargestellter Studienergebnisse bewiesen werden. Die Wirkungsweise auf die komplexe Schwimmleistung ist aber weitestgehend unklar (vgl. Kap.4). Eine Anwendung von widerstandsorientierten Trainingsmitteln im Trainingsalltag ist dann zu befürworten, wenn sie zweckorientiert im Kontext des komplexen Trainingsprozesses Anwendung finden. Interessante Ansätze zur Anwendung am Wettkampftag beschreibt HANCOCK (2012) durch die Verstärkung des Post- Aktivierungseffekts (Effect of postactivation potentiation, PAP). Der Einsatz von widerstandsorientierten Trainingsmitteln muss aber im Trainingsprozess sowohl vor-, als auch nachbereitet werden. Die Vorbereitungen beziehen sich insbesondere auf die Vermeidung von Über- und Fehltrainingszuständen (NEUMANN et al., 2013, S.327; WILKE & MADSEN, 1988, S.291 ff; URHAUSEN & KINDERMANN, 2002, S.121f). Gefahr besteht aus sportmedizinischer Sicht in der Entstehung von muskulären Dysbalancen (DeMAREES, 2003, S.205). Je größer der Eingriff durch Trainingsmittel in den Bewegungsablauf ist, desto stabiler sollten die technischen Grundvoraussetzungen in der GSA sein. In der Nachbereitung ist vor allem die durch Trainingsmittel verfälschte Schwimmtechnik zu korrigieren. Langsame Bewegungsausführungen (Handgeschwindigkeiten), Veränderungen des Schwerpunkts im Wasser und ähnliche Bedingungsänderungen für den Bewegungsablauf können koordinative Störungen nach sich ziehen und letztlich das Abdruck- und Impulsempfinden des Schwimmers im Wettkampf stören. Das bemerkte MAGLISCHO bereits vor ca. 30 Jahren (vgl. ebd., 1985). In wettkampfnahen Trainingsphasen sollte demnach auf eine Verwendung von Trainingsmitteln weitestgehend verzichtet werden. Es bleibt das Problem, dass man nicht wirklich weiß, wie Trainingsreize aneinander zu reihen sind, um in einer mittel- und langfristigen Periodisierung einen optimalen Ausprägungsgrad aller Leistungsfaktoren zu erreichen. Denn die Wirkung einzelner Reize schwächt mit der Zeit ab, neue Trainingsmethoden und Trainingsreize können gemäß der Trainingsprinzipien einer Leistungsstagnation entgegensteuem. In diesem Sinne ist auch eine Variation der Trainingsmittel im Trainingsprozess zu empfehlen. Im Rahmen dieser Arbeit konnte eine Einführung sowie ein erster Überblick zum Thema gegeben werden. An dieser Stelle müssen weitere Studien Klarheit verschaffen, auch in der Trainingsmethodik (Intensität, Dauer, Dichte der Verwendung) und Trainingsperiodisierung von Kraft- und Ausdauerreizen besteht Forschungsbedarf.
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Schlagworte: Schwimmen Training Kraft Grundlagenausdauer Trainingsmittel Leistungsstruktur Leistungsfaktor Ausdauer Leistungsdiagnostik
Notationen: Ausdauersportarten Biowissenschaften und Sportmedizin
Herausgeber: W. Sperling
Veröffentlicht: Leipzig DSTV 2017
Seiten: 40-55
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch