Tätigkeitsfelder Leipziger Sportschüler im Wochenverlauf

Mit den Verbundsystemen aus Schule und Sport soll es gelingen, zum Zwecke der Qualitätssteigerung beider Systemkomponenten eine optimale Koordination schulischer und sportlicher Anforderungen zu gewährleisten. Dabei erscheint es unzweckmäßig, lediglich die schulischen und sportlichen Tätigkeiten hintereinander zu reihen. Für die Qualität des Verbundsystems ist vielmehr entscheidend, inwieweit die Wechselbeziehungen seiner Einflussgrößen bestmöglich zur Zielerreichung genutzt werden können. Neben der Notwendigkeit, genügend Zeit für die einzelnen Tätigkeitsfelder zu gewährleisten, besteht die Aufgabe u.a. darin, die Tätigkeiten in ihrer Abfolge effektiv aufeinander abzustimmen. Durch eine Zustandsanalyse am Sportgymnasium Leipzig wurden dabei drei verbesserungswürdige Punkte deutlich. Zum einen zeigte die Betrachtung der Pausenlängen, dass den Schülerinnen und Schülern sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag vor einer in Zuständigkeit der Schule durchgeführten Trainingseinheit (Profilsport ) meist nur 10-15 Minuten zur Verfügung stehen. Erfolgt der Profilsport am Nachmittag, so schließt sich in 37% der Fälle eine Trainingseinheit ohne Pause an. Es kann somit ein fließender Übergang vom Unterricht zum Training beobachtet werden, der Befunden aus der Literatur zufolge von Sportschülerinnen und -schülern als Stress empfunden wird. Als Zweites wurden die Tageszeitpunkte sportlicher Tätigkeitsfelder betrachtet. Es fällt auf, dass zwischen 10.00 und 12.00 Uhr lediglich 13,7 % aller genannten Vormittagsprofilsporteinheiten angesiedelt sind. Chronobiologischen Untersuchungen zufolge sind Kinder in die-sem Zeitraum jedoch besonders leistungsfähig. Auch die Profilsportzeitpunkte am Nachmittag sind aus chronobiologischer Sicht kritisch zu hinterfragen. Zum Zeitpunkt des allgemein bekannten Mittagstiefes des Menschen (zwischen 12.00 und 15.00 Uhr) erfolgt eine körperliche Belastung, anstatt den Sportlerinnen und Sportlern eine Erholungsphase einzuräumen. Drittens ist hervorzuheben, dass hinsichtlich der zeitlichen Gestaltung der Tätigkeiten im Tagesverlauf keine besondere Berücksichtigung jüngerer Sportschülerinnen und Sportschüler gegeben ist. Insbesondere die Klassenstufen 6-8 sind am stärksten von den ungünstigeren Bedingungen betroffen.
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Schlagworte: Sportschule Ausbildung Training Sportsoziologie Biorhythmik
Notationen: Leitung und Organisation Nachwuchssport
Veröffentlicht in: Zeitschrift für Angewandte Trainingswissenschaft
Veröffentlicht: Aachen 2002
Jahrgang: 9
Heft: 2
Seiten: 113-124
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch