Zusammenhang zwischen Drehpräferenz und Rotationsexpertise mit besonderer Berücksichtigung der koordinativen Anforderungen im leistungsorientierten Gerät- und Kunstturnen

Dreh- und Schraubbewegungen fesseln und faszinieren seit jeher die Turnwelt und sind signifikant für exzellente und qualitativ hochwertige Übungskompositionen. Diese Bewegungsformen gehören in koordinativer und psychischer Hinsicht zu den schwierigsten, aber zugleich auch zu den virtuosesten Bewegungsabläufen (Knirsch & Minnich, 2005). Turner entscheiden sich dabei zumeist in sehr jungen Jahren für eine bestimmte Drehrichtung und behalten diese über den Verlauf ihrer Karriere bei (Arkaev & Suchilin, 2004). Bis heute stellt sich innerhalb des Trainings jedoch immer wieder die zentrale Frage: Welche Faktoren spielen bei der Findung der Drehrichtung eine Rolle? - Das Finden und Festlegen der individuellen Drehrichtung beruht bislang zumeist auf Erfahrungswerten, vagen Vermutungen und der Intuition von Trainern und Athleten. Sands (2000) konnte beispielsweise zeigen, dass es einen Zusammenhang in den Drehrichtungen zwischen Elementen unterschiedlicher Struktur zu geben scheint. Dieser Zusammenhang wird häufig mit perzeptueller Ähnlichkeit bei der Wahrnehmung der Körperposition im Raum erklärt. Die Frage ist jedoch, welche weiteren Faktoren hier einen Erklärungswert besitzen. So gibt es anfängliche empirische Hinweise auf Lateralitätsfaktoren als Prädiktoren für die Drehpräferenz (Brown, Tolsma & Kamen, 1983; Heinen, Vinken & Velentzas, 2010) sowie Drehreaktionen in Abwesenheit visueller und auditiver Informationsquellen (Fukuda, 1957). Die meisten Turner scheinen bereits in frühen Trainingsphasen Rotationsstrategien zu entwickeln, welche ihnen ein - hinsichtlich der Wahrnehmung der Rotationsrichtung - konsistentes Drehverhalten um die Körperlängsachse ermöglichen (Arkaev & Suchilin, 2004). Daraus resultiert, dass die präferierte Drehrichtung nicht generell elementübergreifend konstant bleibt, sondern sich in Abhängigkeit des Elements verändert. Das Hauptziel für den Trainer wird es sein, zusammen mit seinen Aktiven die für sie jeweils individuell optimale Drehrichtung zu finden. Diese müsste sich dann über unterschiedliche Elemente in günstiger Weise strukturieren, um dem Lernprozess förderlich zu sein.
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Schlagworte: Biomechanik Gerätturnen Drehung
Notationen: Trainingswissenschaft technische Sportarten Biowissenschaften und Sportmedizin
Tagging: Seitigkeit räumliche Orientierung
Veröffentlicht in: Zeitschrift für Angewandte Trainingswissenschaft
Veröffentlicht: 2012
Jahrgang: 19
Heft: S1
Seiten: 26-31
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch