Blickstrategien von Badmintonspielerinnen und -spielern der nationalen Spitze unter Belastung

Der Ausgangspunkt der Untersuchung war die Vermutung, dass sich auch bei Badmintonspielern die finale Fixation vor dem Auslosen einer motorischen Aktion unter Beanspruchung verkürzt. Dies kann bei der vorliegenden Studie weder bei der mittleren noch bei der hohen Beanspruchungsstufe bestätigt werden. Die Mittelwerte der Dauer des Quiet Eye andern sich sowohl bei den Doppel- als auch bei den Einzelspielern nur wenig. Die Zeitdauer des Quiet Eye ist bereits in Ruhe bei allen Spielern - unabhängig von der Leistungsfähigkeit - sehr unterschiedlich und die Veränderungen durch die verschiedenen Beanspruchungsstufen sind in der Experimentalgruppe nicht systematisch. Individuell betrachtet sinkt die Dauer des Quiet Eye bei einigen der Spielerinnen und Spieler deutlich ab, bei anderen fuhrt die hohe Beanspruchung zu einer überdurchschnittlichen Verlängerung. Das heißt, dass einige Athletinnen und Athleten auf Druckbedingungen mit einer längeren Quiet-Eye-Phase reagieren, während andere deutlich kurzer fixieren. Der Durchführung des Konzentrationsleistungstests mit einer Kontrollgruppe ohne Beanspruchung aber denselben Messzeitpunkten hatte das Ziel, den beim d2-R zu erwartenden Lerneffekt durch das mehrfache Bearbeiten des Tests zu quantifizieren. Damit sollten mögliche Unterschiede in der Konzentrationsleistung zwischen der Ausführung unter Ruhebedingungen und unter Beanspruchung identifiziert werden. Allerdings unterscheiden sich die Lerneffekte zwischen der Experimentalgruppe und der Kontrollgruppe nicht, ein Einfluss der physiologischen Beanspruchung auf die Konzentrationsleistung kann mit der vorliegenden Studie nicht bestätigt werden. Wird nach dem aktuellen Forschungsstand davon ausgegangen, dass eine lange Quiet-Eye- Phase mit guter Leistung assoziiert ist (u. a.), dann gibt es Handlungsbedarf bei den Spielerinnen und Spielern, bei denen individuell ein praxisrelevanter Abfall des Quiet Eye registriert wird. Die Druckbedingungen des vorliegenden Projekts bezogen sich ausschließlich auf die physiologische Beanspruchung, deshalb ist es naheliegend, zunächst das Niveau der sportartspezifischen Ausdauer bei bestimmten Spielerinnen und Spielern zu überprüfen, die stark bei der Dauer der finalen Fixation "einbrechen". Unter Umstanden liegen im Bereich der Ausdauer bereits Defizite vor, die die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung plausibel machen. Dies wurde bedeuten, dass bei diesen Athletinnen und Athleten grundlegend eine Verstärkung der Anteile des sportartspezifischen Ausdauertrainings angezeigt wäre. Darüber hinaus sollte der Fokus auf einem gezielten Training der Wahrnehmung liegen. Dies sollte in Form eines wettkampfspezifischen Trainings der hier untersuchten Spielsituationen unter hoher physiologischer Beanspruchung durchgeführt werden und sollte unter dem Schwerpunkt stehen, gerade bei großer Erschöpfung konzentriert die informationsrelevanten Regionen zu fokussieren. Individuelle Auswertungen und Trainingsempfehlungen werden in dem detaillierten Ergebnisbericht zum Projekt (Gawin & Fries, 2016) beschrieben. Dieser Bericht liegt dem Deutschen Badminton-Verband und dem BISp vor und wurde mit den Trainern und dem Wissenschaftsrat des Verbandes beim Wissenschaftstag des Deutschen Badminton-Verbandes diskutiert (vom Autor übern. gek.)
© Copyright 2018 BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2016/17. Veröffentlicht von Sportverlag Strauß. Alle Rechte vorbehalten.

Schlagworte: Badminton Auge Sensomotorik Blickverhalten
Notationen: Trainingswissenschaft Spielsportarten
Veröffentlicht in: BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2016/17
Veröffentlicht: Hellenthal Sportverlag Strauß 2018
Seiten: 285-289
Dokumentenarten: Artikel
Buch
Forschungsergebnis
Sprache: Deutsch
Level: hoch