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Sportmedizin: Grundlagen für körperliche Aktivität, Training und Präventivmedizin

1976 veröffentlichte der Nestor der deutschen Sportmedizin, Wildor Hollmann, erstmals dieses Standardwerk, das inzwischen für Generationen von Studenten, Ärzten, aber auch Sportwissenschaftlern und Trainern zum ständigen Quell von Wissen und Informationen geworden ist, wann immer das weite Gebiet der Sportmedizin betroffen war und ist. Die erste Auflage, wie auch die beiden folgenden Auflagen 1980 und 1990, wurden von Prof. Hollmann zusammen mit seinem langjährigen Freund und Kollegen Theodor Hettinger erarbeitet und publiziert. Inzwischen hat eine Vielzahl weiterer Experten aktiv beigetragen, um das sportmedizinische Grundlagenwerk und Lehrbuch stets auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft und des Wissens zu halten. Das ist eine Aufgabe, die eine ständige intensive Beschäftigung mit der sportmedizinischen Materie, mit der Forschung und der klinischen Praxis erfordert, die von den Autoren eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von Publikationen erfordert. Die Beiträge müssen analysiert, inhaltlich zugeordnet, auf Neuigkeitswert untersucht und hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit bewertet werden. Und das in einer Wissenschaftsdisziplin, die über sehr enge Beziehungen zu einer großen Zahl sowohl von mutterwissenschaftlichen Disziplinen verfügt und deren Praxisbezug in sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern vom Gesundheits- und Fitnesssport über den Freizeit- und Schulsport bis hin zum Wettkampf- und Leistungssport von sehr großer Bedeutung ist. Gerade diese engste Verflechtung von wissenschaftlicher Forschung und Erkenntnisgewinn mit praktischer Applikation sowohl in der sportmedizinischen, aber auch in der sportlichen Praxis von Training und Wettkampf mag für die Entscheidung bedeutsam gewesen sein, das Buch nicht, wie es in vielen anderen medizinischen und sportmedizinischen Lehrbüchern der Fall ist, an den Organen des menschlichen Körpers auszurichten, sondern deren Funktion im Bezug auf das motorische Leistungsverhalten und die motorischen Beanspruchungsformen in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu stellen. Natürlich behandeln Hollmann und Strüder auch die grundlegenden Aspekte der motorischen Leistungsfähigkeit, die neuromuskulären Funktionen, Arbeitsformen der Skelettmuskulatur, den anaeroben und aeroben Stoffwechsel, das Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Blutvolumenverhalten sowie hormonale Reaktionen auf muskuläre Belastung, werden zentrale Termini der Präventivmedizin und der Trainingswissenschaft wie Arbeit, Leistung, Training, Fitness, körperliche Aktivität oder Ermüdung in ihrem Bezug zur Physiologie definiert und in Beziehung zu den medizinischen Termini, Prozessen und Strukturen gestellt. Dies ist den Autoren insbesondere deshalb wichtig, da damit notwendige medizinische und sportmedizinische Grundlagen gelegt werden, um die motorischen Beanspruchungsformen - Koordination, - Flexibilität, - Kraft, - Schnelligkeit, - Ausdauer (mit der lokalen Muskelausdauer und der allgemeinen Ausdauer) richtig verstehen und in die körperlich-sportlichen Aktivität entsprechend integrieren zu können. Letztlich werden ja mit diesen körperlichen Beanspruchungen beim Üben, im Training und Wettkampf individuelle oder Gruppenziele verfolgt, für deren erfolgreiche Umsetzung gerade sportmedizinische Fragen von entscheidender Bedeutung sind. Wenn die Autoren also zum Beispiel über Kraft und Krafttraining sprechen, wenn entsprechendes Training oder eine bestimmte, anspruchsvolle Wettkampfleistung erreicht werden soll, muss geklärt sein, welche Form der Kraft gemeint ist: die maximale statische Kraft oder die maximale dynamische Kraft, die Schnellkraft oder die Kraftausdauer. Für jede dieser differenzierten Formen der Kraft gibt es unterschiedliche Trainingsformen, werden Organsysteme beim Training unterschiedlich angesprochen und aktiviert, sollen spezifische Adaptationsprozesse ausgelöst werden, was wiederum auf der Grundlage von physiologisch-morphologischen Zuständen und Prozessen basiert. In diesen Fragen geht der "Hollmann" sehr ins Detail, untersucht die unterschiedlichen Ausprägungsformen der Kraft auf leistungsbegrenzende Faktoren und ihre Größenordnung, stellt Messmethoden vor, untersucht geschlechts- und altersspezifische Abhängigkeiten der Kraft, wendet sich dann verschiedenen Muskelgruppen zu, um danach den Bogen hin zum Krafttraining zu schlagen. Hier sind es natürlich wieder die physiologisch-morphologischen Themen und Beziehungen, die die Autoren präsentieren, wie zum Beispiel die Entwicklung der Muskelfasern. Den Abschluss des Kapitels zur Kraft als motorische Beanspruchungsform bilden Diskussionen zur Planung, zum Aufbau und zur Durchführung von Krafttraining. Belastungsintensität und Wiederholungszahlen, Bewegungsschnelligkeit und Pausendauer zwischen Belastungen sind hier einige ausgewählte Begriffe und Themen, die vorgestellt werden. Letztlich werden unterschiedliche Krafttrainingsmethoden präsentiert, was wiederum den praktischen Bezug der Sportmedizin sehr deutlich werden lässt. In vergleichbarer Weise werden die anderen motorischen Beanspruchungsformen vorgestellt, diskutiert, zusammengefasst und für die praktische Nutzung im Fitnesscenter, in der Reha-Einrichtung, im Schul- oder Vereinssport vorbereitet. Angesichts der rasanten Entwicklung körperlich-sportlicher Aktivitäten in den letzten Jahrzehnten ist es zu einer sehr starken Ausdifferenzierung gekommen. So wird Training beispielsweise zielgerichtet unter Höhenbedingungen durchgeführt, unterziehen sich Athleten körperlichen Beanspruchungen unter relativ extremen Hitze- oder Kältebedingungen (auch um diese besonderen Reize zu nutzen), ist der Sport kein Privileg einer bestimmten Altersgruppe, sondern wird vom Kleinkind bis zum Senior regelmäßig durchgeführt. Aus all diesen und weiteren Aspekten heraus ergeben sich besondere Anforderungen an die Sportmedizin, die natürlich auch in Hollmanns Standardwerk thematisiert werden. Weitere sportspezifische und sportärztliche Gesichtspunkte werden im abschließenden Überblickskapitel angesprochen: Beispiele dafür sind sportliche Aktivitäten bei Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Arteriosklerose, bei Hyper- und Hypotonie, bei AIDS und Migräne. Auch auf die besondere hormonelle Situation von Frauen in Bezug auf sportliche Belastungen wie auch auf Möglichkeiten körperlich-sportlichen Übens während der Schwangerschaft hingewiesen wird. Wie schon bei den vorhergehenden vier Auflagen wird auch dieser 5. Hollmann seinem selbst gestellten Anspruch wie auch seinem inzwischen erworbenen "Ruf" gerecht, das Standardwerk der Sportmedizin in der Vermittlung der Grundlagen für körperliche Aktivität, Training und Präventivmedizin zu sein.
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Schlagworte: Sportmedizin Theorie Leistungsfähigkeit Bewegung koordinative Fähigkeit Beweglichkeit Kraft Schnelligkeit Ausdauer Muskel Höhentraining Hypoxie Temperatur Atmung Leistungsdiagnostik Trainingsmethode Belastbarkeit Krankheit Übertraining Pharmaka Diagnostik
Notationen: Biowissenschaften und Sportmedizin
Veröffentlicht: Stuttgart Schattauer 2009
Ausgabe: Stuttgart: Schattauer, 5., völlig neu bearb. und erw. Aufl., 2009.- 756 S.
Seiten: 756
Dokumentenarten: Buch
Sprache: Deutsch
Level: hoch