Alternatives Messsystem zur Strömungsvisualisierung und Strömungsmessung im Schwimmen

Speziell im Schwimmen besitzt die Technik, bezogen auf den Einfluss zur Gesamtleistung, einen sehr hohen Stellenwert, den wohl höchsten aller zyklischen Ausdauersportarten. Für den Schwimmer besteht die Hauptschwierigkeit darin, ohne Hilfsmittel die von der Muskulatur erzeugten Kräfte effektiv auf die beweglichen (nicht festen) Wassermassen zu übertragen und diese bestmöglich in "Stütz", Wasserlage und Vortrieb umzusetzen und gleichzeitig den Wasserwiderstand bzw. bremsende Widerstände entsprechend der Randbedingungen gering zu halten. Entgegen der terrestrischen Lokomotion, bei der nur wenige Teile des Körpers (oftmals die Füße) die durch die Muskulatur intern aufgebrachten Kräfte mehr oder weniger direkt (Dämpfung) mit dem festen Untergrund als "Widerlager" interagieren, wirken beim Schwimmen die vom Athleten erzeugten Kräfte entlang des gesamten Körpers lokal auf die beweglichen Wassermassen (unterschiedliche Druck- bzw. Kraftverteilung entlang des Körpers). Dabei stellt das Wasser für den Schwimmer jedoch kein festes Widerlager dar. Zur Maximierung der Leistung können Schwimmer die Antriebsleistung steigern, den Widerstand reduzieren oder die geleisteten Muskelkräfte effektiver und vortriebswirksamer ins Wasser bringen. Während - stark vereinfacht ausgedrückt - die Erhöhung der Antriebsleistung hauptsächlich durch physische Komponenten realisiert wird (z. B. Training des Herz-Kreislauf-Systems sowie der Skelettmuskulatur), beruht die Reduzierung des Widerstands und eine Erhöhung der vorhandenen Vortriebswirkung hauptsächlich auf Verbesserungen in der Bewegungstechnik. Dabei überprüfen Hochleistungsschwimmer durch wiederholte Variation der Bewegungsmuster Vor- und Nachteile von Bewegungsvarianten, meist im Versuch-Irrtum-Verfahren. Diese aufwendigen Trainingsphasen sind vor allem aus Mangel an systematischen experimentellen und numerischen Strömungsuntersuchungen notwendig. Eine gezielte Untersuchung der erzeugten Strömungsmuster würde hierbei helfen, den Einfluss der vor- und nachteiligen Bewegungsmuster (i) auf das Strömungsmuster zu visualisieren, (ii) in ihrer strömungsmechanischen Wirkung zu verstehen und (iii), darauf aufbauend, perspektivisch ein individuelles, "optimiertes" Bewegungsmuster für einen effizienten und/oder schubmaximierten Vortrieb zu erarbeiten. Aktuelle und bisherige (leistungs-)diagnostische Untersuchungen im Schwimmen konzentrieren sich oftmals auf kinematische (Geschwindigkeiten, [Teil-]Streckenzeiten, Zuglänge, Zugfrequenz etc.) und sportmedizinische Parameter (Herzfrequenz, Laktat, Spiroergometrie etc.) sowie auf die Analyse der Technik bezüglich Technikleitbildern. Dynamometrische Messungen des Schwimmers im Wasser - und Rückrechnung auf dessen Gelenkmomente - sind aktuell (noch) nicht möglich, außer am Startblock und bei der Wende zu jeweils nur (auf die Schwimmdauer bezogen) kurzen Zeiten.
© Copyright 2017 Technologien im Leistungssport 2: Tagungsband zur 18. Frühjahrsschule am 13./14. April 2016 in Leipzig. Veröffentlicht von Meyer & Meyer. Alle Rechte vorbehalten.

Schlagworte: Technologie Programm Schwimmen Hydrodynamik Widerstand Bewegung Technik Vortrieb Hilfsgerät Messverfahren Analyse
Notationen: Trainingswissenschaft Naturwissenschaften und Technik
Veröffentlicht in: Technologien im Leistungssport 2: Tagungsband zur 18. Frühjahrsschule am 13./14. April 2016 in Leipzig
Herausgeber: I. Fichtner
Veröffentlicht: Aachen Meyer & Meyer 2017
Schriftenreihe: Schriftenreihe für Angewandte Trainingswissenschaft, 6
Seiten: 17-21
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch