Dauerbrenner Rücken

Die wachsende Wirbelsäule ist vor allem bei leistungsorientierten jungen Athleten während des pubertären Wachstumsschubes besonders exponiert: einerseits sind die deck- und bodenplattennahen 48 knorpeligen Wirbelkörper-Wachstumszonen in jener Zeit unter hormonellen Einflüssen mechanisch so fragil wie nie zuvor, andererseits sind die einwirkenden Kräfte aufgrund der grösseren Rumpflänge, der oft vorhandenen relativen Muskelinsuffizienz, der grösser werdenden Trainingsumfänge, -intensitäten sowie der höheren Leistungsbereitschaft und des grösseren Leistungsdrucks nun höher. Dies führt zu einer biomechanischen Dysbalance. Im einfachsten Fall resultieren funktionelle Beschwerden, nicht selten jedoch auch strukturelle Veränderungen in Form eines (thorako-)lumbalen M.Scheuermann, vor allem in Sportarten mit hohen axialen Belastungen (Bsp. alpiner Skirennsport, Kunstturnen). Früherkennung, Belastungsanpassung und allenfalls eine vorübergehende Korsetttherapie sind neben der Schmerzlinderung essenziell, um pathologische sagittale Profilstörungen zu vermeiden. Repetitiv reklinierend-rotierende Beanspruchungen der LWS hingegen erhöhen die Inzidenz und Symptomatik einer Spondylolyse, welche meist auf konservative, entlordosierende Therapie anspricht. Die Entstehung und Progression eines assoziierten Wirbelgleitens hingegen ist nicht sportabhängig, sondern vorallem prädisponierenden anatomischen Faktoren geschuldet. Höhergradiges Gleiten bedarf einer operativen Stabilisierung.Vor allem bei primär als funktionell eingestuften lumbalen Rückenschmerzen ist eine konventionell radiologische Abklärung sinnvoll, da lumbosakrale Übergangspathologien ursächlich mitbeteiligt sein können. Das Gleiche gilt für infrapelvine Faktoren wie u.a. Hüftpathologien oder Beinlängendifferenzen. Der peripher-orthopädische klinische Status ist daher obligater Bestandteil einer Rückenabklärung. Leistungsorientierte Athleten im Wachstum gehören angesichts der Band-und Tragweite möglicher Pathologien sowie derer Karriere-und Langzeitrelevanz routinemässig mindestens einmal jährlich sportärztlich untersucht und benötigen bei Beschwerden zeitnahen Zugang zu ärztlicher Abklärung mit gesicherterKenntnis der wachstumsspezifischen Eigenheiten. Autorreferat
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Schlagworte: Wirbelsäule Kind Jugend Nachwuchsleistungssport Pubertät Belastung Schaden Störung
Notationen: Biowissenschaften und Sportmedizin Nachwuchssport
Tagging: Wachstum
Veröffentlicht in: Swiss Sports & Exercise Medicine
Veröffentlicht: 2017
Jahrgang: 65
Heft: 3
Seiten: 16-21
Dokumentenarten: Artikel
Sprache: Deutsch
Level: hoch