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Beeinflussung zentralnervaler Aktivierungszustände innerhalb des motorischen Lernprozesses: ein Ansatz zur Verkürzung von Lernzeiten in den technisch-akrobatischen Sportarten

Im vorliegenden Projekt wurde untersucht, ob intensive, fahrradergometrische Belastungen innerhalb einer motorischen Übungseinheit zu kurz- oder langfristigen Leistungsveränderungen in einer koordinativ anspruchsvollen Gleichgewichtsaufgabe führen können. Aus den Ergebnissen gehen stabile, übungsbedingte Leistungsverbesserungen hervor, die jedoch nicht von den intensiven Zwischenbelastungen beeinflusst wurden. Es lassen sich keine Hinweise auf Verbesserungen oder Verschlechterungen in der unmittelbaren Leistungserbringung sowie der Behaltensleistung nach 24 h und 7 d Retentionsintervall finden. Somit scheint eine lokale, muskuläre Ermüdung durch intensive fahrradergometrische Belastungen keinen sichtbaren Einfluss auf nachfolgende koordinativ anspruchsvolle Übungen der unteren Extremitäten zu haben (Teipel, 1995). Es zeigen sich jedoch auch nicht die erhofften Leistungsverbesserungen als Nachweis einer Effektivierung motorischer Lernprozesse (Taubert & Krug, 2015). Die Ergebnisse früherer Studien zum motorischen Lernen manueller sowie Ganzkörper- Bewegungsaufgaben indizieren eine Steigerung von Lern- und Behaltensleistungen durch akute und chronische Ausdauerbelastungen (u. a. Roig et al., 2012). So wurden in eigenen Arbeiten mit dem Stabilometer signifikante, langfristige Leistungssteigerungen durch vorgeschaltete, zweiwöchige Voraktivierungsperioden berichtet (Taubert & Krug, 2015). Diese Effektivitätsunterschiede zur vorliegenden Studie führen wir schwerpunktmäßig auf die höhere Anzahl an Voraktivierungseinheiten (8 Einheiten vs. 2 Zwischenbelastungseinheiten) und die damit einhergehenden, veränderten neurobiologischen Stimulationsvorgänge (Taubert et al., 2015) zurück. Die Relevanz des Trainingsumfangs der Intensivierungsstrategie für eine Steigerung motorischer Lernprozesse wird auch in Laborergebnissen zur Nachbelastung deutlich (vgl. Bericht zum Projekt 070610/14-16, S. 91-97) und könnte einen wichtigen Hinweis für die Optimierung von Intensivierungsstrategien liefern. Während akute, körperliche Belastungen vor allem biochemische Substanzen freisetzen, welche kurzzeitig die Energieversorgung und das Anpassungspotential des Gehirns anheben können, erzeugt ein regelmäßiges, mehrwöchiges Training im intensiven Belastungsgefüge nachhaltige Anpassungen in der Gehirnstruktur. Dies betrifft u. a. eine verbesserte Nährstoffversorgung durch Kapillarisierung relevanter Gehirngebiete (Black et al., 1990). Ob strukturelle Mechanismen ausschlaggebend für eine nachhaltige Steigerung motorischer Lernprozesse sind, muss jedoch in zukünftigen Untersuchungen überprüft werden. (vom Autor übern. gek.)
© Copyright 2018 BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2016/17. Veröffentlicht von Sportverlag Strauß. Alle Rechte vorbehalten.

Schlagworte: Gerätturnen Wasserspringen motorisches Lernen Technik Theorie Lernen Gleichgewicht Experiment Stimulation Neurophysiologie
Notationen: Trainingswissenschaft technische Sportarten
Veröffentlicht in: BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2016/17
Veröffentlicht: Hellenthal Sportverlag Strauß 2018
Seiten: 101-105
Dokumentenarten: Artikel
Buch
Forschungsergebnis
Sprache: Deutsch
Level: hoch