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PotAS-Bericht: Potenzialanalyse der olympischen Sommersportverbände 2019-2021

Hintergrund und Zielstellung Die Leistungssportreform wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) am 3. Dezember 2016 in Magdeburg von einer großen Mehrheit der Mitglieder verabschiedet. Ziel der Leistungssportreform ist die "Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung", wodurch ein Paradigmenwechsel hin zu einer potenzialorientierten Bundesförderung der Bundessportfachverbände (Spitzenverbände) stattgefunden hat. Für die potenzialorientierte Förderung wurde im Einvernehmen zwischen dem DOSB und dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) am 7. Mai 2017 die PotAS-Kommission, bestehend aus sportwissenschaftlichen und sportfachlichen ExpertInnen, berufen. Die Aufgabe der Kommission liegt in der Entwicklung, Anwendung und fortlaufenden Anpassung eines Potenzialanalysesystems (PotAS) zur disziplin- bzw. disziplingruppenspezifischen Bewertung der Spitzenverbände hinsichtlich ihrer Erfolgspotenziale. Dabei wird der Fokus auf die drei inhaltlichen Säulen Erfolg, Potenzial und Struktur gelegt, wobei das Potenzialanalysesystem explizit aus allen drei Säulen besteht. Die bewerteten sportlichen Erfolge bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie den Olympischen Spielen bilden dabei nicht nur Saisonhöhepunkte, sondern auch Leistungsentwicklungen ab. Sie können ein Indikator für die in der Zukunft zu erwartenden Erfolge sein. Dies gilt ebenfalls für die zweite Säule, das Kaderpotenzial der Spitzenverbände. Ohne talentierte NachwuchsathletInnen werden sportliche Erfolge in der Zukunft ausbleiben. Gerade für ein Land wie Deutschland mit einem im internationalen Vergleich begrenzten Talentpool, bedarf es gezielter Maßnahmen der Talententwicklung, um die zur Verfügung stehenden Talente bestmöglich auszubilden und für den Leistungssport zu begeistern. Die dritte Säule beschäftigt sich mit den innerverbandlichen Rahmenbedingungen. Diese haben einen bedeutenden Einfluss sowohl auf die tägliche Arbeit von TrainerInnen als auch auf das Umfeld von AthletInnen und bedingen somit indirekt deren Leistungsentwicklung. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Säule liegt in der Sicherstellung eines humanen, werteorientierten Leistungssports zur Ermöglichung einer nachhaltigen und möglichst gesunden Leistungsentwicklung, von dem/der talentierten NachwuchsathletIn zum/zur SpitzenathletIn einer Sportart. Verbesserte Rahmenbedingungen bewirken nicht zwangsläufig größeren sportlichen Erfolg, aber die Wahrscheinlichkeit sportliche Erfolge zu erzielen, lässt sich durch verbesserte Rahmenbedingungen langfristig erhöhen. Die zentrale Aufgabe der PotAS-Kommission ist die Bewertung von Leistungselementen (sog. Attributen) in den jeweiligen Disziplinen der Spitzenverbände nach objektiven, transparenten, sportwissenschaftlichen und sportfachlichen Bewertungskriterien, die für eine perspektivische Leistungserbringung ("4-8 Jahre zum Podium") und zur Gewährleistung eines humanen Leistungssports relevant sind. Medaillen und individuelle Karriereverläufe einzelner AthletInnen werden durch die PotAS-Kommission ausdrücklich nicht prognostiziert. Aufgrund der Corona-Pandemie und der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio von 2020 auf 2021 fließen die Ergebnisse des PotAS-Abschlussberichts in die Gespräche der Förderkommission im Herbst 2021, mit haushalterischer Wirkung zum 1. Januar 2022, ein. Die olympischen Spitzenverbände des Wintersports wurden im Jahr 2018 bereits einer Potenzialanalyse unterzogen. Im Anschluss an diesen Analysezyklus wurde das Potenzialanalysesystem unter Einbeziehung aller Stakeholder kritisch evaluiert und für den im Jahr 2019 durchgeführten Sommersportzyklus systematisch überarbeitet. Durch den Einbezug aktueller Erkenntnisse aus (sportwissenschaftlicher) Evaluationsforschung sowie der Konsultation sportfachlicher und sportwissenschaftlicher ExpertInnen wurde angestrebt, die Güte der Analyse und den daraus resultierenden Mehrwert für Spitzenverbände, TrainerInnen, AthletInnen, BMI und DOSB zu erhöhen. Um die Spitzenverbände des Sommersports in Vorbereitung auf Tokio 2020 zu entlasten, hat die PotAS-Kommission, in enger Abstimmung mit BMI und DOSB sowie nach Rücksprache mit den SportdirektorInnen der Spitzenverbände, einen zweistufigen Zeitplan für die Erstellung des Bewertungsberichtes gewählt. Die erste Stufe bestand aus dem im November 2019 veröffentlichten PotAS-Zwischenbericht, welcher nur die Resultate der bis dahin vorliegenden Kaderpotenzial- und Leistungsentwicklungsattribute sowie Strukturattribute (9 von insgesamt 13 Hauptattributen) enthielt. In den endgültigen Bericht, der nun nach den pandemiebedingt um ein Jahr verschobenen Olympischen Spielen in Tokio vorliegt, sind zusätzlich die Erfolge deutscher SommersportathletInnen bei den Olympischen Spielen, bei der Qualifikation für die Olympischen Spiele sowie weitere vorolympische Ergebnisse (z. B. EM, WM) mit eingeflossen (Hauptattribute 1-3). Darüber hinaus wurde die bereits vorgenommene Erfolgserwartung der Spitzenverbände in Bezug auf das Abschneiden bei Olympischen Spielen geprüft (Hauptattribut 4).
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Schlagworte: Leitung Organisierung Förderung Finanzen DOSB Sportverband Deutschland
Notationen: Sportgeschichte und Sportpolitik Leitung und Organisation
Veröffentlicht: Bonn PotAS-Kommission 2021
Ausgabe: 20. September 2021
Seiten: 33
Dokumentenarten: Buch
Sprache: Deutsch
Level: hoch